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Internetkonzern ringt um Anschluss an Google und Facebook
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Sunnyvale. So brüsk wurde bisher wohl nur wenigen Konzernchefs die Tür gewiesen: Das Internetunternehmen Yahoo trennt sich überraschend von seiner Vorstandsvorsitzenden Carol Bartz. Erst vor zwei Jahren als Hoffnungsträgerin angetreten, fällt sie einer Neuaufstellung des Konzerns zum Opfer. Der Austausch der Führungsspitze soll dabei helfen, den ehemaligen Internet-Giganten Yahoo zurück in die Erfolgsspur zu bringen.
"Der Vorstand sieht enorme Wachstumsmöglichkeiten, die Yahoo! ausschöpfen will", gibt das US-Unternehmen per Aussendung zu verstehen. Platz für Bartz gibt es dabei jedoch keinen mehr. Per Abschiedsmail teilte die 63-Jährige ihren ehemaligen Mitarbeitern mit, telefonisch von ihrer Kündigung benachrichtigt worden zu sein. Die Entscheidung des Verwaltungsrates kam überraschend, wenngleich Bartz seit ihrem Amtsantritt vor zwei Jahren im Unternehmen ein rauer Wind entgegenweht. So erwies sich die Entscheidung, das Unternehmen, das seit Jahren gegenüber der Konkurrenz von Google und Facebook an Boden verliert, an Microsoft zu binden, als unglücklich:
Die Nutzung der Internetsuche Bing, einem Dienst von Microsoft, brachte ebenso wenig die erhoffte Stabilisierung am Werbemarkt wie die Begründung "einer neuen Ära der Innovation und Entwicklung im Internet", die Bartz 2009 angekündigt hatte. Gleichzeitig sank der Umsatz beständig, von 1,106 Milliarden Euro im zweiten Quartal des Jahres 2009 auf nur mehr 847 Millionen Euro im Vergleichszeitraum
dieses Jahres. Zwar gelang es, das Unternehmen trotz der abgewiesenen Microsoft-Offerte über bis zu 33,7 Milliarden Euro eigenständig zu halten, gespart werden musste dennoch – auch bei der Belegschaft, die um Hunderte Stellen verkleinert wurde.
Yahoo, das sich primär über Werbung finanziert, hatte zuletzt sogar Probleme bei der Online-Bannerwerbung, die bis dahin als eine Stütze
des Unternehmens galt. Offenbar bekräftigte das im Verwaltungsrat die Überlegungen, sich von Bartz zu trennen. Vorläufig soll ihr Finanzchef Timothy Morse als Interims-Chef folgen, die Suche nach einem dauerhaften Konzernlenker ist indes bereits angelaufen. Dieser soll das Unternehmen in Hinblick auf eine Verbindung von mobiler Nutzung, sozialen Netzwerken und Internetsuche neu aufstellen. Die Herausforderungen werden dabei freilich ähnlich bleiben: für Hunderte Millionen Nutzer ein solides Geschäftsmodell zimmert.