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Das letzte Album des verstorbenen Leonard Cohen trägt den Titel "You Want It Darker". Ein erster Blick auf Donald Trumps Aktivitäten nach seinem Wahlsieg könnte unter diesem Motto stehen. Denn in seinem "Transition-Team", das die reibungslose Übergabe der Macht von Barack Obamas Administration organisieren soll, finden sich haufenweise Lobbyisten. Und zwar genau jene Lobbyisten, die Trump in seinem Wahlkampf sinngemäß als "verfilztes Establishment" brandmarkte.
Berater von Öl- und Energiekonzernen sind dabei für Energiefragen zuständig. Lobbyisten aus der Lebensmittelindustrie machen sich Gedanken über die Landwirtschaft. Konsulenten der Eisenbahn- und Asphaltindustrie bereiten Ideen zur Infrastruktur vor, Berater von US-Industriegruppen sind für den Außenhandelsbereich zuständig. Sie werden etwa 4000 Jobs in der US-Hauptstadt zu besetzen haben - und damit den Bock zum Gärtner machen.
Was jene 59,6 Millionen von Abstiegsängsten geplagten Wähler, die Trump ins Weiße Haus gehievt haben, davon haben werden, erscheint indes mehr als unklar.
Und auch mit der Mär der triumphierenden Finanzmärkte muss leider aufgeräumt werden. Das Allzeithoch an den US-Börsen nach dem Wahlsieg Trumps überschattete nämlich den "stillen Crash" an den Anleihemärkten, die für Kleinanleger viel wichtiger sind. Die Anleihekurse befinden sich im freien Fall, nicht nur im Dollar, auch europäische Anleihen. Sollte Trump seine Versprechungen wahr machen, wird das Defizit der USA explodieren, der Geldbedarf schraubt die Inflation deutlich nach oben. Für die Anleihezinsen ist das Gift, denn höhere Inflation bedeutet geringere Rendite. Dementsprechend rasseln die Kurse hinunter. Vor allem für langlaufende Anleihen sieht es derzeit finster aus, Renditen sind daraus nicht mehr zu erwarten. Genau jene Pensionsfonds, in die viele Trump-Wähler einzahlen, sind dort investiert - und werden die Auszahlungen reduzieren.
Trump versucht, ruhig und friedlich aufzutreten - möglichst präsidial eben. An seinen Taten gemessen dürfte das nur die bis zum Amtsantritt verordnete Ruhe vor dem Sturm sein. Die USA gehen instabilen Zeiten entgegen, und es gilt politisch der alte Banker-Spruch: "Wenn der Dollar hustet, bekommt die Welt Schnupfen." Europa wird viel Aspirin brauchen.