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Youtubes Schicksal hängt am Porno

Von Bernhard Baumgartner

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Es ist ein Verfahren, dass normalerweise niemals die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregen würde: Ein kleiner Pornofilmer, angeblich Spezialist für Latino-Produktionen, will verhindern, dass eine kleine Videostreamer-Plattform zulässt, dass deren User regelmäßig Filmausschnitte online stellen. Klingt in etwa so spannend wie ein Nachbarschaftsstreit in Krummkreuzstetten. Ersetzt man allerdings den Schmuddelfilm-Produzenten zum Beispiel durch "Disney" und den Videostreamer durch "Youtube", wird die Dimension eines Urteils - und damit seine potenzielle Sprengkraft - klar. Es geht um die Frage, ob man aus Gründen des Urheberrechts-Schutzes verlangen darf, dass Verteiler-Plattformen von sich aus die Rechtmäßigkeit des Materials, das die User reinstellen, überprüfen müssen. Das ist auch etwa für Konzerne wie Facebook ein Thema, das an die Basis des wirtschaftlich Machbaren gehen kann. Das haben die großen Player der Branche wie Disney, Paramount und Sony auf der einen sowie Google, Facebook und Youtube auf der anderen Seite erkannt - und haben den kleinen Unternehmen jeweils eine Armada von hochkarätigen Juristen zur Seite gestellt. Die Causa "Latin Lover" wird somit zum Schlachtfeld für die Zukunft von Teilen des Netzes. Einen Teilerfolg durften die Content-Lieferanten verbuchen: Ein Urteil, wonach das passive Löschen von geschütztem Inhalt nach einer entsprechenden Meldung nicht unter allen Umständen ausreicht, um dem Recht Genüge zu tun. Eine Regelung dieser an sich hochpolitischen Sache liegt nun - wieder einmal - bei Gerichten.