Kräftiger Aderlass vor allem in den Geisteswissenschaften. | Wien. Der Deutsche Hochschulverband (DHV) schlägt Alarm: Innerhalb von zehn Jahren (1995 bis 2005) wurden in Deutschland 1453 Professorenstellen eingespart, gleichzeitig nahm die Zahl der Studierenden um 0,5 Prozent zu. Allein die Geisteswissenschaften verloren 663 Professuren, ein Rückgang um 11,6 Prozent, besonders betroffen sind die klassische Philologie (minus 35 Prozent) und die Erziehungswissenschaften (minus 34,8 Prozent).
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Aber auch die Ingenieurwissenschaften, die Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften, Mathematik und Naturwissenschaften sowie Humanmedizin verzeichnen zum Teil deutliche Verluste an Professuren.
"Angesichts dieser Zahlen brauchen wir im Jahr der Geisteswissenschaften 2007 nicht darüber zu streiten, ob es eine wirkliche oder eine gefühlte Krise der Sprach- und Kulturwissenschaften in Deutschland gibt", erklärte der Präsident des Hochschulverbandes, Bernhard Kempen.
Kempen forderte Bund und Länder auf, den Universitäten die gestrichenen nahezu 1500 Professorenstellen zurückzugeben. Eine Qualitätsverbesserung sei "ohne spürbare Veränderung des international nicht konkurrenzfähigen Zahlenverhältnisses von 60 Studierenden pro Hochschullehrer nicht möglich".
Österreich tickt anders
In Österreich, so der Innsbrucker Anglist Wolfgang Zach, der mehrere Jahre Präsident des Österreichischen Universitätsprofessorenverbandes war, gehen die Uhren anders. Es lägen zwar keine exakt vergleichbaren Daten vor, aber der Rückgang von Professuren sei viel geringer. Die Entlassung der Unis in die Autonomie habe größere Streichungen durch zentrale Behörden wie in Deutschland verhindert.
Außerdem sei die Relation von Professoren und Dozenten zu Studierenden in Österreich immer schon schlechter gewesen als in Deutschland. Sie lag zuletzt laut Statistik-Abteilung des Wissenschaftsministeriums im Durchschnitt bei 68 zu 1 (an einzelnen Unis aber im dreistelligen Bereich), sie müsste, so Zach, im Interesse der Qualität dringend verbessert werden. Wenn mehr Lehrpersonal nicht finanzierbar sei, müsse es zur Beschränkung von Studienplätzen kommen, um eine verantwortbare Betreuung zu gewährleisten.