Schutzimpfung gegen Borreliose geht in die Testphase. | Wien. Wer fürchtet sich vor Ixodes ricinus? Dem Gemeinen Holzbock- auch Zecke genannt? Die Angst wäre berechtigt, gilt diese Milbenart aus der Klasse der Spinnentiere doch als eine der wichtigsten Überträger der Früh-Sommer-Meningo-Encephalitis (FSME) und der Borreliose. Vor FSME kann man sich schützen-ein Impfstoff gegen Borreliose ist jetzt neu entwickelt und geht demnächst in die Testphase.
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Die Zecke wird durch die Kohlendioxid- und Buttersäureabgabe von Wirbeltieren angelockt. Auf hohen Gräsern und im Gestrüpp hockend, reagiert sie auf Erschütterungen oder Schwankungen der Temperatur. Sie bewegt sich auf ihren möglichen Wirt, der sie mit Nahrung versorgen soll, zu-und wird von ihm meist abgestreift. Mit ihren stechend-saugenden Mundwerkzeugen ritzt die Zecke die Haut, um dann Blut zu lecken- das Weibchen nimmt dabei eine derartig große Menge auf, dass es in zwei Wochen bis um das 200-fache seines Körpergewichts zunehmen kann.
Während des Saugvorgangs spuckt die Zecke immer wieder unverdauliche Nahrungsreste in das Blut ihres Wirtes zurück und kann dabei auch Borreliose-Bakterien übertragen. Zuerst ist die Infektion lediglich durch eine kreisrunde Rötung auf der Haut zu erkennen, die auch ohne Behandlung wieder verschwindet. Bereits in diesem Stadium sollte der Patient mit Antibiotika behandelt werden. Die Infektion schreitet nämlich im Körper voran und kann Augen, Muskeln, Gelenke, das Zentrale Nervensystem und auch das Herz befallen- wo sie zu chronischen Erkrankungen führen kann.
Weniger FSME-Fälle
Gegen Borreliose existierte bis dato kein Impfstoff, die Zeckenimpfung schützte ausschließlich vor FSME. Noel Barrett vom Pharmakonzern Baxter in Wien hat mit seinem Team in den vergangenen Jahren verschiedene Borreliose-Impfstoffe getestet, ein neuer sei jetzt fertig und werde demnächst in die klinische Testphase mit gesunden jungen Probanden gehen. "Nach etwa vier Jahren wird feststehen, ob man sich in Zukunft durch eine Impfung auch vor Borreliose schützen können wird", sagt Barrett.
Die wohl bekannteste Erkrankung ist FSME, gegen die seit 1976 ein Impfstoff existiert. Durch großräumige, alljährliche Impfaktionen kann die Zahl der erkrankten Personen niedrig gehalten werden. Eine Impfung, bestehend aus drei Teilen, ist ab dem vollendeten ersten Lebensjahr möglich. Im Vorjahr wurden 46 Krankheitsfälle gemeldet, die Tendenz ist rückläufig: 2005 waren es noch 100, 2006 gab es 84 Infektionen.
Die Spinnentierchen sind in den vergangenen Jahren nicht weniger geworden- nur ihre Wirte sind heute vorsichtiger. In Österreich bevölkern die meisten Zecken, die bereits FSME übertragen haben und nachträglich erfasst wurden, den Osten. "Jährlich werden neue Infektionsorte registriert, im letzten Jahr kamen Gebiete in Tirol, Salzburg und Oberösterreich dazu. Es besteht kein Zweifel, dass die Zecke in Bezug auf ihre Verbreitungsgebiete in Bewegung ist", warnt Franz Heinz, Leiter des Instituts für Virologie der MedUni Wien.
Eine altbewährte und vorbeugende Methode ist, nach einem Waldbesuch den Körper nach Zecken abzusuchen-damit sie noch vor dem Saugen entfernt werden können oder erst gar nicht zustechen.