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Dass gut gemeint selten gut ist, musste soeben der Bayerische Rundfunk (BR) erleben. Anlässlich des Fastenmonats Ramadan sendet er einen Schwerpunkt zum Thema Islam und machte auf ihn durch ein Logo mit abnehmendem Mond und dem Schriftzug "Ramadan" aufmerksam, das auch in Sendungen eingeblendet wurde, die nichts mit Religion zu tun haben. Dafür gab es einen Shitstorm im Internet. Einer meinte: "Wir leben in Deutschland oder besser gesagt in Bayern...zefix noamoi." Was auf das Konfliktpotenzial hinweist, denn der Bayerische Urschimpfer "zefix" ist abgeleitet aus "Kruzifix". "Himmelherrgottkruzifix" heißt das in Österreich. In der Folge nahm der BR das Logo aus den Sendungen, änderte aber nichts am Islam-Schwerpunkt.
Nun hat man natürlich in einer ersten Aufwallung Lust, den Bayern den Hintern zu versohlen, natürlich nur verbal, für diesen kleinkarierten christlichen Patriotismus. Nur: Wenn man sich die Postings durchliest, geht’s in den vernünftigen gar nicht gegen den Islam. Die fordern schlicht das Ausklammern jeglicher religiöser Thematik aus dem Staatsrundfunk oder zumindest eine Gleichbehandlung aller Religionen.
Dass also zu jüdischen Feiertagen der Davidstern eingeblendet wird oder zu christlichen das Kreuz. Nicht der Islam, nur seine Sonderbehandlung geht der andersgläubigen und säkular eingestellten Mehrheit auf die Nerven. Es ist wie beim Song Plugging, das diverse Rundfunkanstalten betrieben: Ein Stück oft bringen, kann Interesse wecken, aber wenn ein Song merklich überproportional gesendet wird, hängt er dem Wohlgesinntesten beim Hals heraus.
"BR" - Ramadan Schwerpunkt"Die Zeit" - Bayerischer Rundfunk streicht Ramadan-Logo