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Zehn gute Gründe für einen Kurswechsel des Euro

Von Mike Dolan, Frankfurt

Europaarchiv

Eine Währung im Abwärtstrend wird von Devisenhändlern so gut es geht gemieden. Gilt doch auch für sie die Börsenweisheit, wonach man niemals versuchen sollte, in ein fallendes Messer zu greifen. | Liegt das Messer aber am Boden, will es jeder als Erster aufheben.


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Entsprechend schnell konnte der Euro Anfang der Woche von guten deutschen Konjunkturdaten profitieren. Eine kurzfristige Rückkehr des Euro auf die Parität zum Dollar wird zwar weiterhin für

möglich gehalten. Mittelfristig aber sehen alle von Reuters im November befragten Analysten mehr und mehr Gründe für einen höheren Euro-Kurs.

· Die Wirtschaftsentwicklung deutet eindeutig darauf hin, dass sich in der Euro-Zone ein Konjunkturaufschwung abzeichnet.

· Die Angst vor Liquiditätsproblemen zum Jahrtausendwechsel hat viele Investoren an den als liquider eingeschätzten US-Markt abwandern lassen, im neuen Jahr dürfte sich dieser Trend wenden.

· Angesichts der Konjunkturerholung in der Euro-Zone zeigen sich Investoren am Aktienmarkt weiter "bullish" gegenüber Euro-Aktien.

· Ein Grund für den Euro-Rückgang sind die Interventionen der deutschen und der französischen Regierung gegen Großfusionen und Übernahmen. Dennoch baut man auf die Fortsetzung der

Umstrukturierungsbemühungen in der Euro-Zone.

· Mit ihrer vorbeugenden Zinserhöhung am 4. November hat die EZB ihre Glaubwürdigkeit bei der Bekämpfung der Inflation unter Beweis gestellt · langfristig ein großes Plus für die Währungsstabilität.

· Die USA setzen zwar ihren starken inflationsfreien Wachstumskurs fort, doch sind sich die Märkte auch des Risikos einer Überhitzung der US-Konjunktur und einer Korrektur der Aktienkurse bewusst.

Das große US-Außenhandelsdefizit bleibt beunruhigend.

· Die Bank von Japan ist weiterhin an der Eindämmung eines zu starken Yen interessiert, um Nachteile für den Export zu vermeiden. Daher wird sie weiter Euro und Dollar kaufen.

· Der Euro hat sein Potenzial als Weltreservewährung noch nicht ausgeschöpft, dieAufnahme in die Wechselkursreserven der Notenbanken geht weiter.

· Alle Anzeichen sprechen dafür, dass der Trend Richtung Parität zum Dollar an Dampf verloren hat. Kurzfristig orientierte Händler sind bereits "short" gegangen und tendieren dazu, Gewinne

mitzunehmen.

· Die Vielzahl von Währungsoptionen mit magischen Ausübungspreisen von einem Dollar pro Euro hat einen mildernden Effekt. Denn die Verkäufer solcher Optionen sind meist große Investmentbanken, die

häufig nicht an einer Ausübung der Optionen interessiert sind.