Zum Hauptinhalt springen

"Zehn Prozent mehr Ärzte nötig"

Von Brigitte Pechar

Politik

Krankenhausmanager Fleisch erwartet höhere Personal- und Infrastrukturkosten.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 9 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

"Wiener Zeitung":Vorarlberg hat bei den Ärztegehältern eine Sondersituation, weil dort schon reformiert wurde, um Jungärzte in der Konkurrenzsituation zu den Hochlohnländern Schweiz und Liechtenstein im Land halten zu können. Dennoch müssen auch Sie bis 2021 von einer 60- zu einer 48-Stunden-Woche kommen. Wie schwierig wird das?

Gerald Fleisch: Wir haben schon vor zwei Jahren für alle Berufsgruppen in den Spitälern eine Gehaltsreform durchgeführt und vor allem das Einstiegsgehalt der Jungärzte erhöht. Wir sind also bei der Gehaltsstruktur gut aufgestellt. Jetzt kommt das Arbeitszeitgesetz hinzu . Wir haben auch dazu schon vor eineinhalb Jahren eine Arbeitsgruppe mit allen Berufsgruppen installiert. Am Ende wird es standort- und abteilungsspezifische Modelle geben.

Wie viele Ärzte mehr werden Sie brauchen, wenn die Arbeitszeit auf 48 Stunden gesenkt wird?

Wir rechnen damit, dass wir 50 bis 70 Dienstposten in Vorarlberg mehr anstellen müssen. Die Vorarlberger Krankenhausbetriebsgesellschaft hat derzeit 680 Ärzte, es wird also ein Plus von etwa 10 Prozent geben. Und man darf nicht vergessen, dass mehr Ärzte auch mehr Pflegepersonal und Mehrausgaben für die Infrastruktur bedeuten.

Gibt es diese Ärzte überhaupt?

Österreich hat eine sehr hohe Ärztedichte - die höchste in Europa mit Ausnahme von Griechenland. Die Frage ist, ob man sie dann findet.

Brauchen wir so viele Ärzte?

Aus meinem Blickwinkel betrachtet, haben wir eine zu große Ärztelandschaft im niedergelassenen Bereich. Da ist zu hinterfragen, ob das Sinn macht.

Mit der Gesundheitsreform sollen die Ausgaben gedämpft werden, jetzt wird das System wieder teurer. Konterkariert das die Reform?

Die Kostendämpfungspfade werden erschwert. Es wäre vermessen zu glauben, man kann etwas einsparen. Wir brauchen mehr Ärzte, wir haben die medizinische Entwicklung und wir haben die demografische Entwicklung - das kostet mehr. Diese Kostenschübe müssen mit den Spitalserhaltern neu verhandelt werden.

Zur Person

Gerald Fleisch

ist Geschäftsführer der Vorarlberger Krankenhausbetriebsgesellschaft. Er ist Jurist, Krankenhausbetriebswirt und -manager. KHBG