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"Zeigen, dass Hitler nicht gewann"

Von Alexia Weiss

Politik

1800 jüdische Sportler nehmen teil. | Große Eröffnung auf dem Rathausplatz.


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Wien. Hunderte Sportler aus aller Welt sind bereits in Wien angekommen. Beim Einmarsch der Nationen am Mittwochabend auf dem Rathausplatz werden es um die 1800 sein. Sie kämpfen in 17 Disziplinen um Medaillen bei den 13. Europäischen Makkabi Spielen, die bis 13. Juli in Wien stattfinden. Die Vergabe an Österreich hat auch politische Bedeutung: Erstmals nach 1945 finden die European Maccabi Games in einem deutschsprachigen Land statt.

Mordechai Tichauer, Vorsitzender der European Maccabi Confederation (EMC), betonte dann auch am Montag bei einer Pressekonferenz auf dem Campus der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) im Prater, der auch Zentrum des Wettkampfareals sein wird: Er selbst sei Deutscher - und ein Deutscher als Vorsitzender, das wäre noch vor zehn Jahren innerhalb der Makkabi-Familie nicht möglich gewesen. "Die Spiele in den deutschsprachigen Raum zurückzubringen
war sicher auch eine politische Entscheidung." Für Oskar Deutsch, den Vorsitzenden der Spiele, geht es auch darum zu zeigen, "dass Hitler nicht gewonnen hat und wir Juden heute da sind".

Und so bemühen sich die Organisatoren, die Spiele als lautstarkes Lebenszeichen der Wiener jüdischen Gemeinde zu inszenieren. Die Eröffnung, die erstmals in der Geschichte der Europäischen Spiele nicht in einem Stadion, sondern im Stadtzentrum abgehalten wird, ist als "eine Zeitreise mit Theodor Herzl" konzipiert, so Elisabetta Hartl, die für den Abend verantwortlich zeichnet.

Herzls Visionen werden musikalisch und visuell unter dem Titel "A Dream came true" umgesetzt. Bekannte Künstler wie der Schauspieler Maximilian Schell, der US-Musiker Jeremy Schonfeld und die israelische Sängerin Sarit Hadad wurden dazu engagiert. Durch das Programm führen die Sängerin Timna Brauer und TV-Moderator Volker Piesczek. Oberrabbiner Paul Chaim Eisenberg wird das Jiskor-Gebet sprechen, das dem Gedenken dient. Und eröffnet werden die Spiele nicht von einem Makkabi-Funktionär, sondern von Bundespräsident Heinz Fischer.

Die Makkabi Spiele sind vorrangig ein Wettstreit von jüdischen Amateursportlern - dennoch gibt es immer wieder prominente Teilnehmer beziehungsweise Sportler, die sich hier bewusst einbringen. So wird etwa der Eishockey-Profi Rafael Rotter, Stürmer der Vienna Capitals, bei der feierlichen Eröffnung der Spiele das Feuer entzünden. Die ungarische Weltklasse-Schachspielerin Judit Polgar tritt am Sonntag simultan gegen 20 Gegner an. Und Maxim Podoprigora, der 2001 in Fukuoka Silber über 200 Meter Brust bei der Schwimm-WM errang, geht im Stadionbad an den Start.

Das Wetter werde den Spielen hoffentlich gnädig sein, wünschte sich Deutsch am Montag. Die Eröffnung werde auch bei Regen abgehalten, in diesem Fall würden Ponchos ausgeteilt. Nur bei Gewitter müsse man abbrechen. Einziger Problembewerb bei Regen wäre Tennis. Die weiteren Disziplinen bei den am Mittwoch startenden Spielen sind Badminton, Basketball, Beach-Volleyball, Bowling, Bridge, Fechten, Feldhockey, Fußball, Futsal, Schach, Schwimmen, Squash, Tischtennis, Volleyball, Zielschießen sowie Golf. In diesem Bewerb wird auch die Leiterin des Nationalfonds, Hannah Lessing, an den Start gehen.

Wetterfest ist in jedem Fall das riesige weiße Zelt, das bereits jetzt unter der Trasse der U2 nahe der Station Donaumarina aufgestellt wurde. Hier können gleichzeitig mehr als 1000 Sportler und Freiwillige ihre Mittag- und Abendessen einnehmen. Koscheres Essen, versteht sich: Der beauftragte Caterer Eurest hat dazu in den vergangenen Tagen eigens eine Großküche gekaschert.

www.emg2011.eu

Dossier Makkabispiele