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Zeigt her eure Unterhosen

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

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Ob sich’s der brasilianische Fußballstar Neymar da nicht doch zu sehr mit der Uefa, der Fifa, seinem Klub Barcelona und seinen Landsleuten verscherzt hat? Nicht weniger als fünf Mal soll er während des Champions-League-Spiels gegen Atlético Madrid den Bund seiner Unterhose aufblitzen haben lassen, in der Presse geht’s rund, frage nicht. Schließlich ist so etwas nicht nur gegen die Sitten im in seiner Eigenwahrnehmung moralisch an höchster Stelle angesiedelten Weltfußball, sondern vor allem auch gegen die Marketing-Regeln, die PR in jeder anderen als der eigenen Sache strengstens untersagen. Wo käme man da hin, wenn, nur so zum Beispiel, die Fans vor den TV-Geräten neben einem Champions-League-Spiel auch ein Bier einer anderen Marke als jenes des offiziellen Vertragspartners konsumieren würden? Und dass die Uefa auch hinsichtlich selbstgewählter Unterhosenmodels keinen Spaß versteht, hat sie ja schon beim Präzedenzfall Nicklas Bendtner klargemacht: Während der EM 2012 wurde der Däne zu 100.000 Euro und einem Spiel Sperre verdonnert, weil er sich Ähnliches geleistet hatte wie Neymar nun - damit fasste er eine härtere Strafe aus als Verbände, die ihrer rassistischen Fans nicht Herr werden konnten. Etwas überraschend ist nun die Reaktion der Uefa, die laut brasilianischen Medien keine Strafe aussprechen will. Also wenn schon, dann sollte wenigstens gleiches (Un-)Recht für alle gelten.

Doch noch ist die Affäre eh nicht ausgestanden. Die Fifa hat sich noch nicht geäußert, wie sie gegen Teilzeit-Exhibitionisten bei der WM vorzugehen gedenkt, und die Brasilianer sind sowieso sauer - weil sich ihr Superstar seit seinem Rekordtransfer zu Barcelona samt der finanziellen Ungereimtheiten zu wenig auf seine sportliche Entwicklung und zu viel auf anderweitige Aktivitäten konzentriere. Immerhin eines kann man ihm aber nicht absprechen: Neymar trägt seit 2011 die Unterbekleidung des brasilianischen Herstellers. So viel Aufmerksamkeit hatte der noch nie. Die Werbeschlacht ist eröffnet - die WM kann kommen. Warum sollten es auch immer nur die Spielerfrauen sein, die ihre Labels öffentlich spazieren führen dürfen?