Wesentlicher Standortvorteil geht damit verloren. | Preßburg. Das Schreckgespenst der bald unschlagbar billigen Konkurrenz in Rumänien, Bulgarien, der Ukraine und vor allem Fernost geht in slowakischen Regierungskreisen schon seit einigen Jahren um. Erst jetzt aber sprechen die Spitzenpolitiker offen über ihre Ängste: Vizepremier Pál Csáky stellte bei einer Konferenz über die internationale Wettbewerbsfähigkeit seines eigenen Landes und Tschechiens eine Studie vor, wonach die Slowakei schon in zwei Jahren nicht mehr als Niedriglohnland einzustufen sein und damit das wichtigste Argument für ein Engagement von Auslandsinvestoren nicht mehr ziehen werde.
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Die Slowaken haben sich laut Wirtschaftsexperten ab 2008 auf eine "Zeit der wirtschaftlichen Stagnation" einzustellen. Neue, weitgehend slowakeispezifische Anreize für Investoren müssten gefunden werden, so Csáky. Wie diese aussehen könnten, ließ er allerdings offen. Damit stellt sich die Frage nach der Tragfähigkeit des bisherigen Wirtschaftsbooms, durch den sich die Spaltung des Landes in einen übermäßig boomenden Westen und einen immer mehr zurückfallenden Osten vertieft hat. In der Region Pressburg sind die Gehälter in den vergangenen Jahren sprunghaft gestiegen, während der Osten trotz immer noch sehr günstiger Arbeitskräfte wegen einer oft mehr als mangelhaften Infrastruktur kaum noch mit den westlichen Regionen der Ukraine mithalten kann.
Ein Monatsverdienst von umgerechnet rund 1.500 Euro - landesweit liegt der Durchschnittsverdienst inzwischen bei umgerechnet 460 Euro - ist in der Hauptstadt zwar immer noch nicht die Regel, aber längst keine Ausnahme mehr. Ursache für die Gehaltssteigerungen ist weniger die verbesserte Arbeitsqualität als vielmehr der eklatante Mangel an Fachkräften. Ausländische Investoren beklagen nach wie vor eine zu geringe Produktivität und ineffektive Arbeitsprozesse.