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Die schlechte Nachricht zuerst: Nein, Österreich ist nicht Fußball-Europameister (und wird es aller Voraussicht nach auf absehbare Zeit auch nicht werden). Dennoch endet mit dem Schweiz-Testspiel am Dienstag ein außerordentlich erfolgreiches Jahr, für das sich Spieler, Betreuer und Fans in einem vollen Happel-Stadion nach der großen Qualifikations-Party gegen Liechtenstein noch einmal belohnen dürfen. Doch es wäre nicht Marcel Koller, es wären nicht diese Spieler, würden sie sich nun auf den Lorbeeren ausruhen - und das dürfen sie auch nicht. Die Erwartungshaltung ist riesig, was einerseits Gefahren birgt, andererseits eine Auszeichnung für das bisher Erreichte ist. Und, was bisweilen vergessen wird, für die Aufbauarbeit, die nicht nur Koller, sondern der gesamte österreichische Fußball - angefangen vom A-Nationalteam über die Jugendauswahlen und deren gesamten Betreuerstäbe, die auch in der Breite so professionell aufgestellt sind wie selten, bis hin zu Bundesliga, Klubs und deren Nachwuchsarbeit - hinter den Kulissen geleistet hat. Dass die meisten A-Teamspieler ihren ballestrischen Feinschliff im Ausland erhalten haben, steht dazu nicht unbedingt im Widerspruch.
Doch bei all den positiven Aspekten, die zuletzt zu spüren waren und ihren vorläufigen Gipfel in der so erfolgreichen EM-Qualifikation erfuhren, gibt es weiter genügend Problemfelder zu beackern: Die Stadioninfrastruktur mit dem, nunja, anachronistischen Charme des Happel-Ovals als vermeintliches Aushängeschild ist einer Nummer zehn der Welt unwürdig, der Übergang zwischen Amateur- und Profiwesen verbesserungswürdig. Nur wenn man diese und andere Dinge nicht durch den Euro-Glanz ausblendet, ist die Zukunft - ob mit oder ohne Koller - gesichert. Denn oben zu bleiben, ist viel schwieriger, als nach oben zu kommen. Und Stillstand wäre auch in diesem Zusammenhang ein fataler Rückschritt.