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1997 mußte die österreichische Versicherungswirtschaft mit 135,58 Mrd. Schilling eine Verringerung der Prämieneinnahmen um 6,4% hinnehmen. Dagegen hat sich die ausgezahlte | Versicherungsleistung um 11,7% auf 97,13 Mrd. Schilling erhöht. "Die Zeiten des großen Wachstums für die Versicherungswirtschaft sind einige Jahre zurückliegend", konstatierte der Generaldirektor der | Wiener Städtischen und Präsident des Versicherungsverbandes, Siegfried Sellitsch, Sonntag abend bei der Präsentation der Branchenergebnisse in Fuschl.
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Ein starker Wachstumsschub für die Versicherer sind die stärkeren privaten Vorsorgen der Österreicher im Bereich der Personenversicherungen, wenngleich die Lebensversicherung im Vorjahr aufgrund
des Wegfalls der steuerlichen Begünstigung für Einmalerläge an die Werte von 1996 nicht herankommen konnte. Die klassische Lebensversicherung konnte 1997 ihre Prämieneinnahmen um 8,6% erhöhen,
Einmalerlagsversicherungen hatten hingegen ein Minus von 52% auszuweisen. Insgesamt wurden 50,97 Mrd. Schilling für Lebensversicherungen eingezahlt. Für heuer wird ein deutliches Plus von 7,4% im
Gesamtgeschäft der Lebensversicherung erwartet.
Dennoch habe die private Pensionsvorsorge in Österreich noch Nachholbedarf, sagte Sellitsch. Dazu wären allerdings auch steuerliche Anpassungen notwendig.
Alle Pensionszusatzprodukte, die die Leistungen der gesetzlichen Sozialversicherung ergänzen und bestimmte Kriterien erfüllen, sollten steuerlich gleichgestellt werden, wobei die Besteuerung eher in
der "konsumptiven Phase als in der Anfangsphase" liegen sollte, präzisierte Sellitsch in Fuschl die Wünsche der Branche an die Steuerreformkommission: "Die Steuerreform sollte ein konsistentes,
logisches System der Besteuerung bringen."
Das Prämienaufkommen in der Krankenversicherung ist 1997 um 2,1% auf 15,41 Mrd. Schilling zurückgegangen, was an der Senkung der Prämien lag. Heuer wird ein Prämienplus von 0,3% erwartet. Auch die
insgesamt ausbezahlten Leistungen haben sich um 3,2% auf 11,37 Mrd. Schilling verkürzt. Dennoch übte Sellitsch Kritik an dem Leistungsgebundenen Krankenanstalten-Finanzierungssystem (LKF): Das Sinken
der Verweildauer im Krankenhaus basiere nur darauf, daß der Aufenthalt geteilt werde. Die Verweildauer sei nicht dazu geeignet, überzählige Betten zu reduzieren.
Im Bereich der Sachversicherung ergab sich im Vorjahr bei den Prämieneinnahmen ein leichtes Minus von 0,1% auf 62,33 Mrd. Schilling. Das Leistungsvolumen in dieser Spartengruppe stieg um 3,3% auf
43,5 Mrd. Schilling. Für heuer sei ein Prämienstillstand zu erwarten, allerdings gebe es keine Prognose für die Schadenskostenentwicklung in der Krankenversicherung, ergänzte BARC-Generaldirektor
Herbert Schimetschek. Die Kosten hätten sich nämlich um 4% bis 5% erhöht. "Dafür gibt es keinen vernünftigen Grund. Die Österreicher werden nicht so viel kränker."
Auch bei der Kfz-Haftplichtversicherung (KH) macht sich ein überproportionaler Kostenanstieg bemerkbar. Hier müßte durch verstärkten Wettbewerb ein Umdenken bei der Preisgestaltung der
Reparaturwerkstätten erfolgen, sagte Sellitsch. Erfreulich sei allerdings der Rückgang der Schadenhäufigkeit um 6%. Das Gesamtleistungsvolumen der Kfz-Haftpflichtversicherung ist mit 15,52 Mrd.
Schilling um 2,9% hinter jenem von 1996 gelegen. Das Prämienaufkommen ist um 3,2% auf 20,59 Mrd. Schilling zurückgegangen. Für heuer erwartet Sellitsch, daß die KH wieder auf die soliden Grundlagen
zurückfindet."
Insgesamt erwartet die Versicherungswirtschaft für heuer ein Gesamtprämienplus von 3,2%, an dem vor allem die sehr positive Entwicklung der Altersvorsorge im Rahmen der Lebensversicherung
bestimmenden Anteil hat.