Nach Fusion von RZB und RBI will auch Walter Rothensteiner aufhören. Heinz Schaller führt den Vorstand, Erwin Hameseder den Aufsichtsrat.
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Wien. Die strukturellen Veränderungen bei Raiffeisen führen dort auch personell zu einem Umbruch. Wie berichtet, werden ja die beiden wichtigsten Geldinstitute des Sektors, die RZB und die auf Osteuropa spezialisierte Bank RBI, fusioniert. Heinz Schaller, bisher Chef der Raiffeisen Landesbank Oberösterreich, sei als Vorstandsvorsitzender des gemeinsamen Instituts fix.
Allerdings wird in diesem Zusammenhang auch Walter Rothensteiner (63), langjähriger RZB-Chef und RBI-Aufsichtsratspräsident, altersbedingt ausscheiden, ist in Raiffeisenkreisen zu hören. Offiziell gibt es dazu keinen Kommentar von Seiten der RZB. "Es ist noch nichts entschieden", so deren Sprecherin. Als Aufsichtsratspräsident des fusionierten Instituts würde sofort Erwin Hameseder, Chef der mächtigen Niederösterreich-Organisation, fungieren.
Mit Walter Rothensteiner würde sich das nächste Urgestein Raiffeisens aus dem operativen Bereich zurückziehen. Er soll aber auf jeden Fall Generalanwalt im Raiffeisenverband bleiben. Der 63-jährige Manager baute ab 1995 gemeinsam mit dem bereits in Pension befindlichen Christian Konrad das Raiffeisen-Imperium zur heutigen Größe auf. Zu der Zeit gab es in so gut wie allen Bereichen Probleme. Die RZB war eine relativ kleine österreichische Bank, viele agrarische Produktionsbetriebe im Milch- und Zucker-Bereich dümpelten dahin. Die Lagerhaus-Organisation (RWA) war defizitär, das Mühlengeschäft zu klein, die Raiffeisen gehörende Baufirma ERA-Bau ein Sorgenkind, die Bundesländer-Versicherung eine Katastrophe.
In dieser Zeit, Mitte der 1990er Jahre, wurde Christian Konrad Generalanwalt des Raiffeisenverbandes und höchster Funktionär. Und Konrad machte Walter Rothensteiner zum Chef der RZB und begann, die Firmen unterm Giebelkreuz gehörig umzubauen. Wenn Konrad, der sich bereits aus allen Funktionen zurückzog, als Architekt der Raiffeisen-Gruppe bezeichnet wird, so ist Walter Rothensteiner deren Baumeister. Der von Geschäftspartnern als überaus verbindlich beschriebene Rothensteiner holte Herbert Stepic in den RZB-Vorstand, und startete die Ostexpansion. In den Verarbeitungsbetrieben der Agrarsparte wurden neue Manager geholt und Branchen-Partner beteiligt. Agrana (Zucker, Stärke, Frucht) und Nöm (Milch) bauten Geschäft und Profitabilität aus. Die Leipnik-Lundenburger (LLI) konzentrierte sich zunehmend aufs europäische Mühlengeschäft, und wird - nun unter Führung von Ex-ÖVP-Obmann Josef Pröll - heuer vermutlich ein Rekordergebnis vorweisen können. Mit der Austria/Collegialität wurde die Uniqa aufgebaut. Die Partnerschaft mit der Strabag von Hans Peter Haselsteiner sichert Raiffeisen Einfluss mit einem der größten Baukonzerne Europas.
Mit der Finanzkrisebegannen die Probleme
Mit der Finanzkrise 2008 begannen die Probleme. Der genossenschaftlich organisierte Bereich expandierte zwar sehr stark, das Kapital hielt damit aber nicht Schritt. Verschärfte Kapitalbestimmungen taten ein Übriges. Nun werden also das Spitzeninstitut RZB und die Osteuropa-Bank RBI (Raiffeisen Bank International) fusioniert. Und Beteiligungen werden verkauft, wie etwa die Immobiliensparte und Dienstleistungen (wie Do&Co) der Raiffeisen Holding Niederösterreich. Um die Führung der neuen, ab 2017 operativ tätigen Bank gab es zuletzt ein heftiges internes Gezerre, das Raiffeisen - wie üblich - nicht an die Öffentlichkeit gelangen ließ. So soll Klaus Buchleitner, Chef der Raiffeisen Landesbank Wien-Niederösterreich ebenfalls Interesse am Top-Job gehabt haben. Der jetzige Vorstandsvorsitzende Karl Sevelda, dessen Vertrag Mitte 2017 ausläuft, habe bereits wiederholt klargemacht, dass er für eine weitere Periode nicht zur Verfügung stehe. Er sanierte zuletzt das Osteuropa-Netzwerk, heuer werde sogar die Bank in der Ukraine wieder Gewinne schreiben. Auf der Strecke blieben dabei 8000 Mitarbeiter.
Nun hat sich der Oberösterreicher Heinz Schaller durchgesetzt, er wird wohl der neue Vorstandsvorsitzende der Bank. Erwin Hameseder soll dafür schon jetzt - und nicht erst 2020 - Aufsichtsratspräsident werden.
Dem ging ein heftiges Tauziehen der Bundesländer voraus. Die - via Bauernbund - durchaus ÖVP-nahe Raiffeisen ist bundesländerweise organisiert. Und wie in der ÖVP ist auch bei Raiffeisen Niederösterreich am stärksten. Die dortige Raiffeisen Holding hält ein Drittel an der RZB. Das wird sich durch die Fusion geringfügig erhöhen.
Der Streubesitz des künftigen börsenotierten Instituts (die RZB ist bisher nicht an der Börse, die RBI sehr wohl) soll von jetzt 39 auf 35 Prozent sinken, wie jüngst bekanntgegeben wurde. Die Landesbanken bleiben also bestimmende Aktionäre, obwohl die RZB in die RBI hinein fusioniert wird.
Allerdings sind sie künftig an einer börsenotierten Bank beteiligt, was die Transparenz- und Veröffentlichungspflichten auch für sie deutlich erhöht.