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Zeitenwende im alpinen Skisport

Von Christian Mayr

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WZ  Christian Mayr
WZ  Christian Mayr
© Wiener Zeitung

Als Peter Schröcksnadel im Frühsommer 1990 das Präsidentenamt im ÖSV übernahm, hatten die Österreicher kurz zuvor die in den 1980ern klar dominierenden Schweizer an der Spitze des Nationencups abgelöst. Und der ÖSV sollte diesen prestigeträchtigen Titel in den folgenden 30 Jahren nicht mehr hergeben.

Doch diese unglaubliche und damit selbstverständlich gewordene Erfolgsstory ist möglicherweise heuer zu Ende. Nach dem Madonna-Slalom hat plötzlich die Schweiz die Spitzenposition mit 13 Punkten Vorsprung inne. "Schuld" sind vor allem die Ski-Herren, die in ihrer Teamwertung heuer nur viertbeste Nation sind, mit satten 455 Zählern Rückstand auf die Eidgenossen. Damit droht Schröcksnadel ausgerechnet zum Abschied - der nicht-dementierten Gerüchten zufolge im Falle eines WM-Zuschlags für Saalbach 2025 im Mai erfolgen würde - diese durchaus herbe Niederlage, zumal er ja diesmal den Nationencup inklusive Teamwertungen bei Damen wie Herren als Ziel priorisiert hatte.

Auch wenn es heuer noch nicht so weit sein sollte - Österreich muss sich nach dem Rücktritt von Marcel Hirscher endgültig vom goldenen Zeitalter in der Ära Schröcksnadel verabschieden. Spannend wird sein, wie man in zehn Jahren auf diesen Wendepunkt der Skihistorie zurückblicken wird? Wird Hirscher einmal das gewesen sein, was Córdoba für den heimischen Fußball war - ein Ruhepolster, das zu Nachlässigkeiten geführt hat? Oder können die intakten Strukturen und hohen Budgets, über die der ÖSV dank Schröcksnadel verfügt, die fehlende Breite im Ski-Nachwuchs rechtzeitig abfangen? In der Schweiz hat es jedenfalls lange gebraucht, bis man wieder eine auch in der Breite erfolgreiche Ski-Equipe stellen konnte. Vor einigen Jahren war bei den Eidgenossen von "Entwicklungsland" und "Kummerbuben" die Rede, die im Weltcup hinterher- und bei Großereignissen ohne Medaille heimfahren.

Von einem solchen Szenario ist Österreich derzeit aber noch weit entfernt.