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Dass die EU-Kommission in einigen Mitgliedsländern derzeit nicht besonders gelitten ist, hat nicht nur mit den Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise zu tun, sondern - auch - mit dem Fußball. Als hätte Spanien, das nach wie vor unter einer hohen Schuldenlast, Arbeitslosenraten jenseits von 25 Prozent und Korruption zu kämpfen hat, nicht eh schon genug zu leiden, geht es nun auch Topklubs wie Real Madrid und FC Barcelona an den Kragen. Nicht nur sollen illegale Staatshilfen geflossen, sondern auch dem spanischen Fiskus - und den EU-Geldgebern - durch die Konstruktion steuerschonender Vereinsstrukturen viel Geld vorenthalten worden sein.
Die Reaktion der Spanier fiel, sagen wir, emotional aus. "Da läuft eine Kampagne gegen den spanischen Fußball", wetterte Real-Madrid-Präsident Florentino Pérez am Donnerstag und sprach damit wohl vielen seiner Landsleute aus der Seele. Schließlich geht es bei den genannten Klubs - neben Barça und Real stehen auch Vereine aus Valencia und dem Baskenland unter Verdacht - um das Einzige, was einst vom iberischen Nationalstolz noch geblieben ist. Ohne Spaniens Fußball-Zugpferde müsste das Land auch um seinen Favoritenstatus bei EM- und WM-Ereignissen bangen. Dass sich so etwas nicht unbedingt positiv auf das Gemüt der Spanier auswirken würde, liegt auf der Hand.
Auch wenn die Aktion absolut rechtens ist: Vielleicht wäre es ja gescheiter gewesen, man hätte die Verfahren früher eingeleitet - schließlich gibt es die betroffenen Vereine schon länger. Jetzt, kurz vor den EU-Wahlen, damit in Spanien reinzukrachen, ist alles andere als weise.