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Zeitschinden bei Opel

Von WZ Online

Wirtschaft

Betriebsrat fordert rasches Handeln | Belegschaft kündigt Zugeständnisse auf | Der Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) zögert die Entscheidung über die Zukunft des Rüsselsheimer Autobauers der Thüringer Landesregierung zufolge bis nach der Bundestagswahl heraus. Die Belegschaft reagiert verärgert.


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Mit der Verschleppungstaktik wolle der US-Konzern anscheinend seinen Wunschkäufer durchsetzen, sagte Wirtschaftsminister Jürgen Reinholz (CDU) der Berliner Zeitung. "Offenbar rechnet man sich in Detroit aus, dass RHJ leichter durchzusetzen ist, wenn es nach der Bundestagswahl eine neue politische Konstellation gibt."

Der GM-Verwaltungsrat hat die Entscheidung, ob der Finanzinvestor RHJ oder der kanadische Zulieferer Magna den Zuschlag erhält, am Freitag vertagt. Mit der Situation vertraute Personen sagten, GM brauche weitere Informationen von der Bundesregierung über die Finanzierung der Opel-Übernahme.

Reinholz wies dies zurück: "Sie haben von uns alles bekommen, was sie brauchen. Ich vermute, das ist eine Ausrede, um Zeit zu schinden."Thüringen bevorzugt wie die anderen drei Bundesländer mit Opel-Standorten eine Übernahme durch den kanadischen Autozulieferer Magna. Die Bundesregierung will mit Beginn dieser Woche neue Gespräche mit GM führen und dringt auf eine rasche Entscheidung.

Belegschaft macht Druck

Dabei wird er vom Betriebsratschef Klaus Franz unterstützt. "Wird sich bis Ende dieser Woche nichts ändern von General Motors, dann werden wir aktiv werden", sagte Franz am Montag im Deutschlandfunk. Dann werde es spektakuläre Maßnahmen geben "Unsere Geduld ist absolut am Ende". Das Verhalten von GM sei eine Provokation.

Die Opel-Belegschaft in Deutschland kündigte aus Protest gegen den zähen Verkauf bereits erste Zugeständnisse auf. Als "ersten Warnschuss" forderten die Arbeitnehmer ihr Urlaubsgeld zurück, auf das sie im Rahmen einer Betriebsvereinbarung als Entgegenkommen für die Sanierung des Autobauers verzichtet hatten.

Insgesamt geht es um einen Betrag von rund 70 Mio. Euro, der nach der Kündigung der Vereinbarung bereits in der kommenden Woche fällig gestellt werden soll.

IG Metall warnt vor Verbleib bei GM

Die IG Metall hat angesichts des Zauderns vor einem Verbleib des Unternehmens beim US-Autokonzern General Motors (GM) gewarnt. "Das ist, neben der Insolvenz, die zweitschlechteste Lösung - eigentlich ist es gar keine", sagte IG-Metall-Bezirksleiter Armin Schild, der im Opel-Aufsichtsrat sitzt, am Montag im ZDF. In den langen Jahren als Teil von GM sei die Marke Opel massiv ramponiert worden.

Die Politik in Deutschland und in den USA müsse verhindern, dass Opel zwischen den persönlichen Interessen einzelner Gruppen im GM-Konzern zerrieben werde, forderte Schild. Eine Entscheidung im Bieterstreit zugunsten des kanadischen Zulieferers Magna könnte leicht auch Vorteile für GM bringen, denn schließlich bliebe der US-Konzern ja auch dann Großaktionär von Opel. Beide Unternehmen könnten technologisch eng zusammenarbeiten.

(Reuters)