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Zeitumstellung, die 82.

Von Eva Stanzl

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Alle sind sich einig, es ist Quatsch. Aber niemand ändert es. In manchen Dingen ist der Mensch offenbar unfähig, einen einmal begangenen Unsinn zu korrigieren. In einer EU-weiten Online-Umfrage im August 2018 stimmten 84 Prozent der Teilnehmenden für ein Aus der Zeitumstellung. Die Mehrheit dieser 4,6 Millionen Personen war für eine dauerhafte Sommerzeit, weil diese den Leuten offenbar genehmer ist, weil sich der Tag länger nutzen lässt. Nichtsdestotrotz werden in der Nacht von 30. auf 31. Oktober die Uhren wieder einmal um eine Stunde zurückgedreht. Die Winterzeit tritt in Kraft und die Tage enden früher, obwohl die meisten Menschen nicht wollen, dass der Winter neben kalt auch dunkler sei.

Die heutige Zeitumstellung wurde 1980 eingeführt, um Energie zu sparen. Doch die Rechnung ging nicht auf und kostet. Anstatt sie mit einem Federstrich vom Tisch zu wischen, verheddern sich die EU-Länder in Diskussionen über mögliche Konsequenzen und Chancen auf Eigenzeiten. So wie Goethes "Zauberlehrling" werden sie die Geister, die sie riefen, nun nicht los. Längst läuft das Wasser über, doch der Besen ist nicht aufzuhalten. Der große Meister, der das Treiben abstellt, fehlt. Und er fehlt nicht nur hier. Wer bindet Kreuzfahrtschiffe in ein Korsett, das sie erträglich für die Umwelt macht? Wann werden Straßenbeleuchtungen eine Stunde später eingeschaltet und eine Stunde früher abgedreht, um Strom zu sparen? Sehen Sie. Deswegen stellen wir die Uhren zum 82. Mal um, obwohl das niemand will.