Werkzeuge gegen Diebstahl von Artikeln gefordert | Für 2009 erwartet der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger das schwierigste Jahr in der Geschichte der Zeitungen. Bereits in den ersten fünf Monaten des Jahres sei das Anzeigenvolumen um mehr als zwölf Prozent zurückgegangen, sagte Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff.
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Gleichzeitig zeigte er sich optimistisch, dass die deutschen Zeitungsverlage gestärkt aus der Krise hervorgehen können. Anders als in den USA seien sie gut aufgestellt.
Angesichts der Krise, die die Branche in einer Phase des Umbruchs vom reinen Zeitungsdruck- zum komplexen Medienhaus trifft, fordert der BDZV von der Politik eine Verbesserung der Rahmenbedingungen. So müsse das Wettbewerbsrecht gelockert, ein Leistungsschutzrecht gegen den Inhalte-Klau im Internet eingeführt und die Mehrwertsteuer für Zeitungen abgeschafft werden, sagte Wolff.
Im ersten Quartel 2009 sind die Zeitungsauflagen im Vergleich zum Vorjahr um 2,12 Prozent gesunken. Dies sei allerdings kein Krisenwert, sondern entspreche der Entwicklung der letzten Jahre, sagte der Geschäftsführer der Verlagswirtschaft des BDZV, Jörg Laskowski.
Die Umsätze aus Anzeigen und Beilagen sanken bereits im letzten Quartal 2008 laut Laskowski um 4,1 Prozent auf 4,64 Mrd. Euro. Die Vertriebsumsätze seien um 2,6 Prozent auf 4,37 Mrd. Euro gestiegen. Die Auflagenrückgänge seien durch Preisanpassungen kompensiert worden. Der Gesamtumsatz von 9,1 Mrd. Euro entspreche dem Niveau von 1995, sagte Laskowski. Für das laufende Jahr sei mit weiteren Umsatzausfällen zu rechnen.
In den ersten fünf Monaten des Jahres 2009 ging das Volumen bei den Stellenanzeigen mit 41,1 Prozent besonders stark zurück, sagte Wolff. Darin spiegle sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt. Die Rückgänge seien auch im Bereich Markenartikel mit -23,1 Prozent, Immobilien mit -18,2 Prozent und Autos mit -17,6 Prozent besonders heftig ausgefallen. Laskowski äußerte die Erwartung, dass der Gesamtwerbemarkt auch im Jahresverlauf im zweistelligen Prozentbereich zurückgehe.
Wolff schätzte die Situation der deutschen Zeitungsverlage trotzdem positiv ein, besonders im Vergleich zu den USA. In Deutschland gebe es eine enge Bindung der Zeitungen zu ihrem Publikum, die im Lokalen besonders ausgeprägt sei. Außerdem sei die Zeitungszustellung bis zu Haustür weltweit beispielhaft. Der Abo-Anteil am Zeitungsverkauf betrage 95 Prozent. In Krisenzeiten leide vor allem der Einzelverkauf.
Staatliche Subventionen lehnte er ab. Stattdessen müsse der Staat die Rahmenbedingungen verbessern, indem er etwa Pressefusionen und Kooperationen erleichtere. In anderen Branchen müssten Fusionen und Kooperationen dem Kartellamt erst ab einer Schwelle von 500 Mio. Euro gemeldet werden, im Pressebereich liege diese Schwelle bei 25 Mio. Euro. Wolff forderte eine Anhebung auf mindestens 100 Mio. Euro.
Wolff warnte auch vor einer Anhebung der Mehrwertsteuer. Grundsätzlich sei "nicht vermittelbar, dass tägliche Zeitungsinformationen überhaupt besteuert werden". In anderen EU-Ländern gebe es einen Nullsatz für die Mehrwertsteuer. Schließlich seien Zeitungen "Sauerstoff für die Demokratie".
Scharf wandte er sich auch gegen das fehlende Leistungsschutzrecht für Verlage, die der kostenlosen Verwertung von Inhalten im Internet Tür und Tor geöffnet habe. "Wir können nicht länger hinnehmen, dass unsere teuer produzierten Qualitätsinhalte von Dritten bedenkenlos kommerziell genutzt werden, ohne dass dafür auch nur ein Cent an die Verlage gezahlt wird", kritisierte Wolff. In einem nächsten Schritt müssten dann Bezahlmodelle für Internetinhalte entwickelt werden.
Mit einer Gesamtauflage von über 25 Mio. Exemplaren erreichen die gedruckten Zeitungen laut BDZV 76 Prozent der über 14-Jährigen, davon 73 Prozent täglich. Hinzu komme eine wachsende Zahl von Online-Nutzern. 41 Prozent der Internet-User oder 17,3 Mio. gingen regelmäßig auf Zeitungswebsites. (APA)