Am Montag beginnt der Prozess. | USA hatten dem Auslieferungsantrag der Franzosen stattgegeben. | Paris. Mit einem ruhigen Lebensabend in Frankreich mag Manuel Noriega durchaus einmal geliebäugelt haben. Aber in einer Gefängniszelle? Eine Wahl wird er nicht haben: Panamas gefallenem Ex-Machthaber, der sich in den 1980er Jahren mehrere luxuriöse Residenzen in Paris und an der Cote dAzur kaufte, droht in Frankreich eine mehrjährige Haftstrafe. Ab Montag muss er sich vor einem Pariser Gericht verantworten, weil er rund 3,15 Millionen Dollar aus Drogengeschäften auf Konten französischer Banken gewaschen haben soll. Er selbst behauptet, das Geld, das er teilweise in seine französischen Luxusimmobilien steckte, stamme aus Privatvermögen und den Zahlungen des US-Geheimdienstes CIA, für den er als Informant arbeitete.
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Nach langem juristischem Tauziehen lieferten die USA den 76-Jährigen vor zwei Monaten nach Frankreich aus. Die französische Justiz hatte ihn 1999 in Abwesenheit zu zehn Jahren Haft und einer Geldbuße von 11 Millionen Euro verurteilt. Weil Noriega dagegen Einspruch einlegte, wird das Verfahren nun neu aufgerollt.
Bis zuletzt hatte der Ex-General erbittert dafür gekämpft, in sein Heimatland ausgeliefert zu werden. Dort summieren sich seine Haftstrafen wegen Korruption und Ermordung politischer Oppositioneller zwar auf etwa 60 Jahre. Doch wegen seines hohen Alters hätte ihn in Panama wohl ein komfortabler Hausarrest erwartet.
Kein Status alsKriegsgefangener
Noriegas Anwälte bestanden darauf, dass er als Kriegsgefangener eingestuft werde und deshalb nicht in einem französischen Gefängnis inhaftiert werden könne. Vergeblich hatten sie sich mit ihrem Antrag an das Internationale Komitee des Roten Kreuzes gewandt. Auch ein vorheriges Begnadigungsgesuch Noriegas an Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy fruchtete nicht. Vorbei sind die Zeiten, in denen ihm dessen Vorgänger Francois Mitterrand mit dem Orden der Ehrenlegion die höchste Militärauszeichnung überreichte und ihn empfing wie einen Staatsmann.
Demokratisch legitimiert war Noriega allerdings nie. Mitte der 70er Jahre machte er Karriere in Panamas Militärdiktatur und ernannte sich 1983 selbst zum Chef-General über die Armee und damit zum faktischen Führer des Landes. Mit eiserner Hand regierte er das kleine mittelamerikanische Land und baute ein korruptes Schmiergeldsystem auf, an dem er sich nicht zuletzt selbst bereicherte. Noriega war in Kontakt mit den kubanischen und israelischen Geheimdiensten, während er weiter die USA mit Informationen versorgte, die ihn lange unterstützten.
Regime wurde 1989 von den USA gestürzt
Erst 1989 stürzten sie Noriega bei einer blutigen Invasion, um seine brutale Willkürherrschaft und seinen florierenden Drogen- und Waffenhandel schließlich zu beenden. 1992 verurteilte ihn ein US-Gericht wegen Drogenhandel, Schutzgelderpressung und Verschwörung zu 40 Jahren Haft, die wegen guter Führung zunächst auf 30, dann auf 17 Jahre reduziert wurde. Doch blieb Noriega auch danach, bis zur Entscheidung über seine Auslieferung, in US-Gewahrsam.
Bislang gestalteten sich seine Haftbedingungen als recht angenehm: Seine Zelle mit feudaler Ausstattung mit Wohn-, Schlaf- und Arbeitszimmer wurde "Präsidentensuite" genannt. Ob ihm Paris im Falle einer Verurteilung auch eine solche bieten wird, ist fraglich. Der Prozess ist auf drei Tage angesetzt.