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Bei seinem Arbeitsbesuch in der Volksrepublik China traf Bundespräsident Thomas Klestil am Mittwoch mit dem chinesischen Staats- und Parteichef Jang Zemin zusammen. Der chinesische Präsident betonte dabei die positive Rolle Österreichs innerhalb Europas und die Notwendigkeit einer "multipolaren Welt", für deren Aufbau Österreich und der Europäischen Union große Bedeutung zukomme.
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Trotz einzelner Zwischenfälle sieht Jang Zemin die Stabilität in den internationalen Beziehungen nicht bedroht. Allerdings dürfe die technische und militärische Stärke der USA nicht zu einer unipolaren Welt führen, in der sie allein bestimmen können. Der EU und Österreichs Position darin komme beim Aufbau einer multipolaren Welt große Bedeutung zu.
Die EU, deren Erweiterung und der Euro waren deshalb auch ein weiterer Schwerpunkt des Gesprächs. Auch sonst steht der China-Besuch Klestils stark im Zeichen der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den Staaten.
Am Mittwoch wurden 26 Wirtschaftsprojekte im Gesamtvolumen von 4,4 Mrd. Schilling unterzeichnet, wobei ein Großprojekt des steirischen Leiterplattenherstellers AT&S in Shanghai alleine fast zwei Mrd. Schilling ausmacht, wie Wirtschaftsminister Martin Bartenstein bekannt gab. Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl ergänzte, das große Ausmaß an Sympathie, welches im Gespräch zwischen Klestil und Jang Zemin sichtbar wurde, übertrage sich auch auf wirtschaftliche Projekte. Zwar sei der gegenseitige Handel im Vorjahr um 35 Prozent gesteigert worden, dennoch gebe es noch viele Chancen zu nützen. Diese sieht Leitl vor allem in drei Bereichen: Technische Innovation, Umwelttechnik und auf dem Kultur- und Freizeitsektor. Gerade von der österreichischen Kultur habe sich Jang Zemin bei seinem Salzburg-Besuch vor zwei Jahren begeistert gezeigt.
Menschenrechtsfrage
Klestil hat auch laut eigenen Aussagen sehr offen die Menschenrechtsfrage angesprochen, wobei ihm gleichfalls sehr offen geantwortet worden sei: Man habe zwar bei Rahmenbedingungen einige Übereinstimmungen, aber bei den Unterschieden in der Größe der Länder und in ihrer Geschichte sei nicht alles mit gleichem Maßstab messbar.