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Zentralisierte HIV-Forschung

Von Rosemarie Kappler

Wissen
Die so genannte "GatesBank" am Standort Sulzbach, Saarland, des IBMT. Foto: ibmt

Neue Anlage auf Anhieb zertifiziert. | Proben aus aller Welt zur Analyse. | Homburg. Dass das Saarland im Bereich der Aids-Forschung die wohl modernste HIV-Biobank der Welt für die Impfstoffentwicklung beherbergt, liegt einerseits am technologischen Know-how des Fraunhofer-Institutes für Biomedizinische Technik (IBMT), zum anderen aber auch an der finanziellen Unterstützung durch die Bill & Melinda Gates Foundation.


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Vor drei Jahren unterstützte die Stiftung den Aufbau der HIV-Biobank mit 7,2 Millionen US-Dollar (rund 5 Millionen Euro). Die Fraunhofer Gesellschaft legte damals 1,2 Millionen US-Dollar dazu, 0,6 Millionen US-Dollar steuerte das Saarland bei. Jetzt hat die Gates-Stiftung weitere 3,2 Millionen US-Dollar bereitgestellt. Zuzüglich weiterer Fördermittel durch Land und Fraunhofergesellschaft stehen dem IBMT damit rund 5 Millionen US-Dollar für den weiteren Ausbau und die internationale Vernetzung zur Verfügung.

Die Anlage erlaubt mit ihrem hohen Grad an Automatisierung die Aufbewahrung von Blutproben HIV-Infizierter bei minus 180 Grad Celsius, und ermöglicht - als Novum - die elektronische Identifizierung der Proben dank tieftemperaturtauglicher Speicherchips an jedem Probenröhrchen. In Kooperation u. a. mit dem Institut für Virologie am Universitätsklinikum Homburg hat PD Hagen von Briesen die HIV-Bank aufgebaut, die Ende Juli erfolgreich zertifiziert wurde. "Wir betrachten den erfolgreichen Aufbau dieser Bank als Pionierleistung. Es ist unser größter Erfolg, den Prozess der Abnahme im ersten Anlauf bestanden zu haben", erklärt dazu der Direktor des IBMT, Professor Günter Rolf Fuhr.

Ein kurzer Blick in die Geschichte soll die Bedeutung der HIV-Bank deutlicher machen. Einer Theorie nach soll es um 1930 gewesen sein, als das Virus unbemerkt die Artengrenze zwischen Affe und Mensch überwunden hatte. Bis zu seiner Entdeckung blieben dem Erreger danach gut 50 Jahre Zeit zur Vermehrung und weltweiten Ausbreitung. Rund 40 Millionen Menschen gelten (Stand von 2005) als infiziert. Doch obwohl seit etwa 1980 die international vernetzte Forschungsmaschinerie auf Hochtouren läuft, ist bislang gegen das HI-Virus noch kein Impfstoff gefunden worden. Vor diesem Hintergrund haben im Juli 2006 der Microsoft-Gründer Bill Gates und seine Frau Melinda 287 Millionen US-Dollar für die Entwicklung von Impfstoffen bereitgestellt. Große Hoffnung setzen die Stifter dabei auch auf das biotechnologische Know-how im Saarland.

Allgemeiner Zugriff

Unter Federführung des IBMT bündeln seither saarländische Wissenschaftler ihre Kräfte, um gemeinsam mit internationalen Partnern (darunter Weltgesundheitsbehörde WHO und US-National Institute of Health) eine zentrale HIV-Kryobank aufzubauen. Dort sollen sämtliche zirkulierenden HIV-Arten und möglichst viele Blutproben aus den Hauptinfektionsgebieten der Welt charakterisiert und eingelagert werden.

Durch die Proben-Zentralisierung hofft man, schneller die für die HIV-Impfstoffentwicklung relevanten Informationen zu entdecken. Auf das "Tiefkühl-Archiv" werden bald Wissenschaftler aus allen Ländern Zugriff haben. Der Ausbau der saarländischen Biobanktechnologie kann darüber hinaus auf viele klinische und biotechnologische Anwendungen übertragen werden.