)
Die republikanischen Kandidaten fallen übereinander her | Obama lacht über Romney
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Rick Wiley, der politische Direktor der Republikaner, ist nicht zu beneiden. Er muss Begeisterung vermitteln, wo keine ist. Selbst im umkämpften Bundesstaat Ohio ist die Vorwahl mehr Krampf als Kampf.
Wenn Rick Wiley eine positive Stimmung bei den Republikanern beschreiben will, muss er weit zurückgehen. Der jüngste Eintrag auf seinem parteiinternen Strategie-Blog stammt vom 1. November 2011. Darin teilt er mit, dass sich 64 Prozent der Republikaner auf die Wahl des Präsidenten freuen, gegenüber 43 der Demokraten. Seither herrscht Funkstille.
Kein Wunder, meinen politische Beobachter. Schließlich sind Romney, Santorum, Gingrich und Paul vor allem damit beschäftigt, einander die Fähigkeiten für ein hohes politisches Amt abzusprechen. Schuldenmacher, Abtreibungsbefürworter, Rassist, Lügner und Finanzheuschrecke sind die Bezeichnungen, die sie zwar nicht selbst in den Mund nehmen, die aber von ihren Anhängern zur Bezeichnung der Konkurrenten verwendet werden.
419 Delegierte werden an diesem Super Tuesday in 10 Bundesstaaten bestimmt. 1.144 Delegierte benötigt der Bewerber, um als Herausforderer Obamas nominiert zu werden. Davon sind freilich alle vier Kandidaten noch weit entfernt.
Der Präsident kümmert sich denn auch nicht besonders um seine potentiellen Gegner. Romney, Santorum und Gingrich nahmen Obamas Treffen mit Israels Premier Netanyahu zum Anlass, um bisweilen recht polemisch ihre eigenen Strategien in der Auseinandersetzung um Irans Atomprogramm vorzustellen. Gefragt, was er auf Romneys Aussage, er wäre der nutzloseste US-Präsidenten seit Jimmy Carter, antworten würde, meinte Obama lachend: "Viel Glück heute Abend!"
Wesentlich schärfer ging Ron Paul mit seinen Konkurrenten ins Gericht. Er nannte deren säbelrasselnde Aussagen auf CNN unbesonnen und gefährlich.
Auch sonst übt man sich im fröhlichen Wadlbeißen. Rick Santorum nannte Romney am Montag in Hinblick auf dessen Zickzack-Kurs bei der Krankenversicherung den "schwächsten Kandidaten für das wichtigste Thema". Im Gegenzug fiel Romney-Sprecher Eric Fehrnstrom der Begriff "Betonschuh" für den Konkurrenten ein.
Dementsprechend beschäftigte sich die überwiegende Anzahl der TV-Spots mit den negativen Seiten der anderen Kandidaten, statt Ideen und politische Ziele zu vermitteln.
Wirtschaftskonservativ gegen wertkonservativ
Dabei ist Außenpolitik ohnehin nicht das Thema, mit dem man in den USA Wahlen gewinnt, schon gar nicht im ökonomisch gebeutelten Ohio. Mit der Wirtschaft kennt sich Mitt Romney aus. Das bestätigt ihm auch der Tycoon Donald Trump. Bei den Arbeitslosen Ohios macht ihn das allerdings verdächtig. Nicht zuletzt von den Konkurrenten wissen die Bürger, dass Romney 270 Millionen Dollar besitzt und Steuer nur in homöpathischen Dosen abliefern muss. Und als Ex-Chef einer Kapitalbeteiligungs-Firma gilt er vielen Arbeitnehmern als der personifizierte gewissenlose Sanierer nach dem Geschmack der Aktionäre.
Dem vormaligen Senator Rick Santorum sprechen zwar viele Republikaner die Wirtschaftskompetenz ab, dafür verkörpert er in Zeiten der Unsicherheit eine von jedem Zweifel freie konservative Ideologie. Damit spricht er Reagan-Nostalgiker ebenso an wie Modernitätsverlierer, die weder mit sozialen Netzwerken noch mit gleichgeschlechtlichen Partnerschaften etwas anfangen können oder wollen. Seine Heilsversprechungen gipfeln in dem Ziel, die Trennung von Staat und Religion aufzuheben. Dass die Verquickung von Religion und Politik bei anderen Glaubensgemeinschaften kritisiert wird, ficht Santorum nicht an.
HintergrundDer Weg zur Kandidatur