Welternährungsprogramm fehlen benötigte Mittel. | Nur Familien mit Kindern unter zwei Jahren erhalten Hilfe. | Niamey/Wien. Das Welternährungsprogramm (WFP) schlägt Alarm: Niger ist von einer schweren Hungerkrise betroffen. Eine Dürre hat in dem westafrikanischen Land die Ernte zerstört, die Tiere der Bauern verenden. Die noch verbliebenen Lebensmittel auf den Märkten können sich viele Bewohner des bitterarmen Staates nicht leisten. 17 Prozent der Kinder sind laut WFP unterernährt, in manchen Regionen sind es gar 40 Prozent.
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Dem WFP fehlen derzeit die Mittel, um so viele Lebensmittel zur Verfügung stellen wie benötigt. "Etwa fünf Millionen Menschen sollen im August mit Nahrungsmitteln erreicht werden", sagt WFP-Sprecherin Caroline Hurford. Doch acht der 14 Millionen Einwohner des Niger brauchen Hilfe.
Die UN-Organisation musste daher überlegen, wie sie ihre Ressourcen einteilt und "harte Entscheidungen" treffen, berichtet Hurford gegenüber der "Wiener Zeitung". So erhalten derzeit nur Familien mit Kindern unter zwei Jahren Hilfe. Die Babys bekommen eine spezielle nährstoffreiche Paste, die restlichen Familienmitglieder eine gewisse Menge an Mais, Speiseöl und Zucker.
Appell an die Geber
Das WFP hat aber weiterhin das Ziel, im nächsten Monat in Zusammenarbeit mit NGOs acht Millionen Menschen zu versorgen. Es zapft bereits die eigenen Notfallkonten an, die aber schnell wieder für die nächsten Krisen aufgefüllt werden müssen. Zudem richtete das WFP erst kürzlich einen eindringlichen Appell an die internationalen Geber: 213 Millionen Dollar werden für die Hungerbekämpfung im Niger gebraucht, doch es fehlen 40 Prozent des benötigten Geldes.
Das Aufstellen der finanziellen Mittel ist aber nicht das einzige Problem bei der Versorgung der Bewohner des Binnenlandes, betont Hurford. Da Meereshäfen fehlen, müssen die Lebensmittel oft durch andere Staaten über weite Landwege transportiert werden. Und in Teilen des Niger folgten auf die Dürre heftige Regenfälle, die für Überschwemmungen sorgten. Straßen sind durch die Wassermassen blockiert.
Die französische Ex-Kolonie ist jedenfalls ein sehr verwundbares Land, laut einer UN-Studie aus dem Jahr 2009 ist es der am wenigsten entwickelte Staat der Welt. Immer wieder kommt es zu Hungerkrisen, zuletzt war dies 2005 der Fall. Doch der damalige Präsident Mamadou Tandja leugnete die Katastrophe. Die jetzige Regierung hat den Ernst der Lage erkannt und kooperiert mit den Hilfsorganisationen.
Allerdings kann die Regierung den internationalen Helfern nicht im ganzen Land Schutz gewähren. In einigen Regionen operieren Schmuggler und militante Islamisten. Ein im April in Niger gekidnappter Franzose wurde von Extremisten getötet. Die Lage ist weiter unsicher, internationale Organisationen haben daher damit begonnen, westliche Mitarbeiter aus den von der Hungerkrise betroffenen Regionen Maradi und Zinder abzuziehen.