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Zeugt Chatten von Intelligenz?

Von Edwin Baumgartner

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Auf einen ersten Blick liest sich die Geschichte wie eine recht amüsante Wissenschaftsanekdote: Einem von Wladimir Weselov und Eugene Demtschenko in Russland entwickelten Computer ist es gelungen, den sogenannten Turing-Test für künstliche Intelligenz zu bestehen.

Der britische Informatiker Alan Turing (nicht etwa für das Knacken des Enigma-Codes der Nationalsozialisten geadelt, sondern wegen Homosexualität zur chemischen Kastration verurteilt, aber 2013 von Queen Elizabeth II. gnädigst pardoniert - posthum), jener Alan Turing also entwickelte einen Test, aufgrund dessen künstliche Intelligenz festgestellt werden kann. Vereinfacht: Menschliche Intelligenz liegt vor, wenn im Quasi-Gesprächsverlauf 30 Prozent der Testpersonen den Computer für einen Menschen halten.

Der Trick der Russen: Sie programmierten ihren Computer so, dass er einen dreizehnjährigen Buben simulierte (was ein eingeschränktes Wissen akzeptabel erscheinen lässt) und dessen Muttersprache nicht Englisch ist (was Ausdrucksfehler entschuldigt). Dazu war der Computer programmiert, Antworten auf komplexe Fragen mit charmant wirkenden Standardsätzen auszuweichen. Und schon hatte "Eugene Goostman" bestanden.

"Gilt nicht", sagen nun Fachleute: Zu viele Tricks - und überhaupt sei "Eugene Goostman" eigentlich kein Computer, sondern ein Chat-Programm.

Und das ist die Feststellung, auf die es mir persönlich ankommt: dass Chatten mit menschlicher Intelligenz nichts zu tun hat. Bloß: Ich bin mit dieser Meinung immer nur angeeckt.