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Ziele der Globalisierung festlegen - jetzt!

Von Liz Mohn

Gastkommentare
Liz Mohn ist Aufsichtsratsmitglied der Bertelsmann SE & Co. KGaA und Vorstandsmitglied der Bertelsmann Stiftung. Sie ist Initiatorin des Salzburger Trilogs.
© Jan Voth / Bertelsmann Stiftung

Wenn die Politik nicht funktioniert, funktioniert auch die Wirtschaft nicht.


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Der schreckliche Terroranschlag der vergangenen Woche in Barcelona macht uns tief betroffen und führt einmal mehr uns vor Augen, wie verletzlich unsere Gesellschaft in Zeiten der Globalisierung ist. Noch nie war unsere Welt so vernetzt, so schnelllebig und so komplex wie heute. Die Abhängigkeiten zwischen verschiedenen Ländern, Regionen und Kontinenten werden größer. Nie zuvor gab es ein so hohes Risiko, von den Auswirkungen einer Krise direkt betroffen zu werden.

Die aktuelle Situation in Nordkorea ängstigt uns. Die Entwicklungen in der Türkei und in Venezuela, beides Länder auf dem Weg in Diktaturen, zeigen uns außerdem, wie sehr die Folgen der Globalisierung unser aller Leben verändern. Statt aktuell rund 7,5 Milliarden sagen vorsichtige Prognosen voraus, dass im Jahr 2050 rund 9,6 Milliarden Menschen die Welt bevölkern werden. Angesichts dieser demografischen Entwicklung in durchweg ärmeren Regionen der Welt und der zahlreichen Konflikte, ist mit einem Nachlassen der Flüchtlingsströme nicht zu rechnen. Migration ist ein wesentlicher Aspekt der Globalisierung.

Noch suchen wir Lösungen für die Herausforderungen der Globalisierung. Fakt ist: Es fehlt an effektiven politischen Entscheidungsstrukturen. Es fehlen gemeinsame Ziele. Aber was sind solche Ziele? Diese Frage haben am Wochenende beim Salzburger Trilog 29 Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur diskutiert. Am Ende waren sich alle einig: Wir müssen dringend Ziele der Globalisierung, wie zum Beispiel die Vereinbarungen der Vereinten Nationen für eine nachhaltige Entwicklung, stärker verfolgen. Nur so schaffen wir Standards in den Bereichen Nachhaltigkeit, Wirtschaftsethik und Rechtsstaatlichkeit. Nur so schaffen wir ein Verständnis und die Genehmigung von politischen Grundsätzen mit internationaler Dimension, wie dem Kampf gegen den internationalen Terror.

Ohne gemeinsame Zielsetzungen und internationale Zusammenarbeit wird sich das politische Klima in der Welt negativ verändern: Wir sehen das an den jüngsten Entwicklungen in Teilen der Welt. Parteien und Personen erzielen mit populistischen Äußerungen große Erfolge. Schlägt also die Stunde der Populisten? Nein! Eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass die Mehrheit der Deutschen (71 Prozent) populistische Positionen zumindest teilweise ablehnt. Wir wissen aber auch, dass vor allem Ängste Menschen dazu bringen, sich populistischen Parteien zuzuwenden. Das 21. Jahrhundert wird zu einem Jahrhundert der Angst und Besorgnis. Aber: Mit Protektionismus und Abwehr werden wir die Herausforderung an der Türschwelle Europas nicht bewältigen.

Die Bedrohungen und Folgen der Globalisierung müssen jeden Tag gelöst werden. Globalisierung muss aktiv gestaltet werden. Das ist eine Aufgabe, die Gesellschaft und Politik nur im Dialog und nur gemeinsam mit der Wirtschaft schaffen - und zwar über nationale Grenzen hinweg. Wenn die Politik nicht funktioniert, funktioniert auch die Wirtschaft nicht. Daraus entstehen Armut, Gewalt und Gesetzlosigkeit. Das zu verhindern, ist ein Ziel der Globalisierung.