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Finanzinvestor bluO stieg aus, Sanierer Satek kauft sich Kette als "Altersvorsorge".
| Gewinnschwelle soll Mitte 2012 erreicht werden.
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Wien. Bei der österreichischen Supermarkt-Kette Zielpunkt, die 300 Filialen mit 3000 Mitarbeitern betreibt, beginnt eine neue Ära. Zielpunkt-Vorstandschef Jan Satek, der seit Frühsommer 2010 als Sanierungsmanager im Auftrag des deutsch-luxemburgischen Finanzinvestors bluO die Lebensmitteleinzelhandelskette umkrempelt, hat mit seiner neu gegründeten Beteiligungsgesellschaft C-Equity 1 GmbH Zielpunkt übernommen. Zwei "Stille Beteiligte" sind dabei im Boot. Vergangenen Montagnachmittag wurden die Verträge bereits unterzeichnet.
Denn der Finanzinvestor bluO, der den früheren Ladenhüter samt einer Millionen-Mitgift vom deutschen Tengelmann-Konzern übernommen hat, war der Supermarktkette überdrüssig und wollte sie schon im Vorjahr abstoßen. Portfolio-Bereinigung heißt das in der Finanzsprache. Denn Rendite wirft Zielpunkt nach 18 Monaten noch keine ab.
Das Transaktionsvolumen "Zielpunkt" soll in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrages liegen. Zum Kaufpreis schweigt Satek aber eisern; er selbst will dafür "erarbeitetes Geld" in die Hand genommen haben, Millionär sei er aber keiner.
"Mir gehört alles an Zielpunkt. Das ist ein Traum", sagt ein strahlender Unternehmer Satek, der seine Eigentümerschaft auch als Altersvorsorge sieht. "Ich bin überzeugt davon, dass Zielpunkt funktioniert und hier am Markt gut überleben kann." Nachsatz: "Es wird sich nicht so viel ändern, denn wir werden den eingeschlagenen Weg fortsetzen."
Die Expansion in Ostösterreich und in der Steiermark soll weiter fortgesetzt werden, in Westösterreich habe man aber keine Einstiegsambitionen. Heuer will er insgesamt 15 Millionen Euro in die Kette investieren, in Wien werden in Kürze zwei neue Filialen eröffnet und in Niederösterreich eine. Auch über die Zukunft wenig rentabler Standorte wird nachgedacht, und verstaubte Filialen werden renoviert. Zwischen 15.000 Euro und 100.000 Euro müssten laut Satek für die Behübschung eines Standortes in die Hand genommen werden.
Raus aus den roten Zahlen
Die ZIP Warenhandels AG, der die Marke Zielpunkt gehört, setzte im Vorjahr rund 540 Millionen Euro um, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) betrug minus fünf Millionen Euro, im Jahr 2010 lag es noch bei minus 23 Millionen Euro. Heuer will Satek den Umsatz auf 560 Millionen Euro anheben und Mitte 2012 die Gewinnschwelle erreichen. "Mit einem leicht positiven Ebitda", sagt Satek. Außer einem Kontokorrentrahmen (eine Million Euro) habe Zielpunkt keine Bankschulden.
In der Kreide steht die Lebensmittelhandelskette, wie in der Handelsbranche üblich, bei ihren Lieferanten und beim Einkaufsverbund Markant.
Für seine Läden, die laut Satek über 5000 Artikel im Sortiment haben und keinesfalls zu den Diskontern zählen sollen, sucht der neue Eigentümer aber weitere Investoren.
Neue Investoren gesucht
So sei er mit Finanzinvestoren im Gespräch, sagt Satek. Zugleich bestätigt er der "Wiener Zeitung", dass er auch mit dem aws Mittelstandsfonds, der gleichnamigen staatlichen Förderbank, im Gespräch sei. Diese steigt in der Regel nur mit stillen Beteiligungen bei potenziellen Kandidaten ein.
Denn Satek stellt klar, dass er selbst künftig nicht nur die Mehrheit, also zumindest 51 Prozent, an Zielpunkt halten, sondern auch das Sagen haben will. Zugleich bekräftigt er, dass Hans Krankl weiterhin als Werbeträger fungieren wird und der Fleischverarbeiter Karl Schirnhofer mit seinen tausend Mitarbeitern Zielpunkt bis 2015 versorgen werde. Nur das Nonfood-Sortiment soll etwas reduziert werden.