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David Byrne lässt in seinem Kampf gegen den Tabakkonsum nicht locker. Nachdem der EU-Kommissar bereits ein Tabakwerbeverbot und explizitere Warnhinweise auf Zigarettenpackungen erreicht hat, möchte er nun ein Rauchverbot in Bars und Restaurants durchsetzen. Die EU kann zwar dazu kein Gesetz erlassen, könnte aber die Mitgliedsstaaten dazu auffordern, entsprechende strikte Maßnahmen umzusetzen.
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Im Kampf gegen die Tabakindustrie hat Byrne in Agrarkommissar Franz Fischler bereits einen Verbündeten gefunden - die Gesundheitsbedenken korrespondieren trefflich mit den Bestrebungen, die Subventionen für die Landwirtschaft einzuschränken, und so sollen die Tabakpflanzer künftig weniger Geld aus Brüssel bekommen. Wenn es um den Zigarettenqualm in Lokalen geht, sucht der für Gesundheit und Konsumentenschutz zuständige Byrne die Unterstützung der Kommissarin Anna Diamantopolu, deren Ressorts Beschäftigung und Sozialangelegenheiten sind. Byrne setzt den Hebel nämlich beim Mitarbeiterschutz an. Da die Zusammenhänge zwischen Passivrauchen und einer Reihe von Krankheiten, darunter Krebs, erwiesen seien, könne es nicht angehen, dass Angestellte solchen Risiken ausgesetzt seien, erklärt der Kommissar.
In der griechischen Heimat der Sozial-Kommissarin wurde übrigens ein Rauchverbot an öffentlichen Plätzen eingeführt. Auch die Niederlande und Irland planen Rauchverbote nach US-amerikanischem Muster: Die Regierungen beider Länder wollen ab 1. Jänner 2004 den Rauch aus Gaststätten verbannen, stoßen dabei allerdings auf Widerstände. In Holland rechneten die Gastwirte vor, dass ein solches Verbot 50.000 Arbeitsplätze gefährde und 1,3 bis 1,5 Mrd. Euro kosten würde. In Irland mit seiner Pub-Kultur unterstützen laut Umfrage nur 37 Prozent der Bevölkerung die Regierungspläne, obwohl der Raucher-Anteil lediglich 30 Prozent beträgt.
Das irische Vorhaben nutzte auch der Ex-Bürgermeister von New York, Rudolph Giuliani, zu einem Seitenhieb auf seinen Nachfolger Mike Bloomberg, der vehement auf Rauchverboten in den Lokalen der US-Metropole bestand - den Leuten sollte die Wahl gelassen werden, ob sie rauchen wollen oder nicht, erklärte "Rudy" in einem Radiointerview.
Angesichts der vielen Vorbehalte war es kein Wunder, dass EU-Sprecher Thomas Münch sich mit der Erklärung beeilte, die Planungen seien noch "in einem sehr frühen Stadium". Tatsächlich müsste Byrne erst die ganze Kommission, das Europäische Parlament und die einzelnen Mitgliedsstaaten überzeugen.
Er ahnt schon, dass das nicht leicht sein wird. Zwar müsse man auf Tradition und Kultur achten, wenn es aber um grundsätzliche Dinge wie die Gesundheit gehe, müsse man dennoch versuchen, die Ansichten zu ändern, antwortete er auf die Frage, auf welche Aufnahme ein solches Verbot in Städten mit Kaffeehauskultur wie Paris oder Brüssel stoßen würde.
Beharrlichkeit wird der Kommissar auch gegenüber den südeuropäischen Länder brauchen, wo 40 Prozent der Jugendlichen rauchen. Und vermutlich noch mehr gegenüber den zehn neuen Mitgliedsstaaten - dort finden sich in der Bevölkerung weit mehr Nikotinkonsumenten als im EU-Durchschnitt.