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Ziviler Ungehorsam und Hör-Mahnmal

Von Anton Silhan / WZ Online

Politik

Die Radiosender Ö1 und Orange wurden am Mittwoch in Wien mit je zwei Preisen ausgezeichnet. Die aus Erwachsenenbildnern und Medienjournalisten bestehende 18-köpfige Jury des Radiopreises der Erwachsenenbildung 2008 zeichnete in der Sparte "Information" einen Beitrag der Ö1-Wissenschaftssendung "Dimensionen" aus sowie die Ö1-Sendereihe "Radiokolleg" und zwei Sendungen auf Radio Orange.


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Ferner erhielt ein Kurzbeitrag auf FM4 sowie eine Sendung der Radiofabrik - Freier Rundfunk Salzburg einen Preis. Von einer Nominierungsjury wurden zuvor aus 73 Produktionen (28 vom ORF und 45 von privaten Radios) 16 Beiträge für die Preisvergabe ausgewählt.

Die von der Arbeitsgemeinschaft der Bildungshäuser, dem Büchereiverband, dem Verband Österreichischer Volkshochschulen und dem Wirtschaftsförderungsinstitut gestifteten Preise werden am 19. Jänner im Wiener RadioKulturhaus verliehen (18.30 Uhr). Die Rede wird der mehrfach ausgezeichnete Schriftsteller Paulus Hochgatterer halten ("Die Süße des Lebens", 2006; "Eine kurze Geschichte vom Fliegenfischen", 2003).

Böses Blut und Friedensfrauen

Der "Dimensionen"-Beitrag "Böses Blut" von Franz Zeller auf Ö1 beschäftigt sich mit einer kaum bekannten skandalösen Langzeit-Syphilis-Studie in den USA ("75 Jahre Tuskegee-Syphilis-Experiment"), die von 1932 bis 1972 an nahezu 400 schwarzen Bürgern - ohne deren Wissen - durchgeführt wurde. Ihnen gegenüber wurde nur von einer "Behandlung" wegen "bösen Blutes" gesprochen.

In der Sparte "Sendereihen" wurden das "Radiokolleg", der moderne Nachfahre des Schulfunks, und seine Sendungsverantwortliche Ina Zwerger ausgezeichnet. Der Preis für Kurzsendungen ging an die einer Serie entnommene FM4-Reportage "Follow the Women" und ihre Gestalterin Veronika Weidinger, die von 250 Frauen aus 25 Nationen berichtet, die heuer im Frühjahr von Beirut aus Teile des Nahen Ostens per Fahrrad durchquerten und damit ein Zeichen für den Frieden setzen wollten.

Ungehorsam

Der nach dem verstorbenen Erwachsenenbildner benannte Eduard-Ploier-Preis für Bildung und Wissenschaft ging ex aequo an eine auf Radio Orange gesendete Produktion von Radio FRO (Freies Radio Oberösterreich) und eine Sendung der Radiofabrik - Freier Rundfunk Salzburg. Der FRO-Beitrag "FROzine: Ziviler Ungehorsam" von Pamela Neuwirth bietet in 60 Minuten verschiedene Beispiele, wie etwa Ghandis Auflehnung gegen die seinerzeitige britische Kolonialmacht, sowie die Erläuterung des auf 1849 zurückgehenden Begriffs.

Der Radiofabrik-Beitrag von Georg Wimmer und Erich Themmel stellt in Form eines Schulprojekts des Christian-Doppler-Gymnasiums Salzburg ein "HörMahnmal" vor: "Das 'Zigeunerlager' Salzburg-Maxglan. Vorhof zum KZ." Unter Mitwirkung der Schüler, die in der Sendung Texte vortragen, wird in dem Beitrag das Unbegreifliche auf den Punkt gebracht und am persönlichen Schicksal des "Zigeunerkindes" Juliana Krems - im April 1940 im Lager Maxglan geboren, im September 1943 im KZ Auschwitz-Birkenau ermordet - festgemacht.

"Medea" als Häfn-Theater

In der Sparte "Kultur" ging der Preis an den Beitrag "Medea hinter Gittern - ein Häfn-Theater" der Radio-Orange-Reihe "Globale Dialoge - Women on air" und seine Gestalterin Ulla Ebner. Die Reporterin hat sich im einzigen Frauengefängnis Österreichs in Schwarzau und in der Jugendstrafanstalt Gerasdorf umgehört und blickt dabei hinter die Kulissen der Produktion von Off-Theater-Regisseurin Tina Leisch, die mit den Häftlingen das Stück "Medea bloß zum Trotz" als moderne Version des griechischen Dramas um die Kindsmörderin entwickelte.

LinksÖsterreichische Radiosender

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