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Man glaubte die Szene aus unzähligen amerikanischen Gerichtsfilmen zu kennen, doch kam sie dieses Mal nicht aus Hollywood, sondern aus der politischen Wirklichkeit Washingtons: Condoleeza Rice, die designierte Außenministerin der USA, wurde von Mitgliedern des Senats kritisch befragt, und CNN übertrug einige Höhepunkte dieses Kreuzverhörs im Originalton.
Bei diesem Hearing ging es weniger um die Meinungen der Politikerin - die sind weitgehend bekannt. Hier wurde vielmehr das Auftreten der Ministerin in einer für sie schwierigen Situation geprüft.
Wenn man den Ausschnitten glauben darf, die auf CNN zu sehen waren, dann war Condoleeza Rice der Prüfungssituation durchaus gewachsen. Bei keiner Frage verlor sie die Fassung, ihre Rede war ruhig und klar, kurz, sie agierte als Frau, die weiß, was sie will und was sie kann.
Interessant für europäische Zuseher war auch ihr prominentester Gegenspieler: John Kerry, der vor kurzem noch selbst das Präsidentenamt anstrebte, stellte kritische Fragen zum Verhältnis USA-Russland. Die beiden Kontrahenten gingen in schneidender Schärfe miteinander um. Trotzdem wahrten beide den Ton formvollendeter Höflichkeit und wechselseitigen Respekts, der in zentraleuropäischen politischen Auseinandersetzungen leider selten zu hören ist. Also gibt es schon einiges, was man von den Amerikanern lernen kann.