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Zivilpersonen immer häufiger im Kreuzfeuer

Von Ellen Knickmeyer, AP

Politik

In den Außenbezirken von Bagdad - Aus einer Seitenstraße am Rand der irakischen Hauptstadt fallen plötzlich Schüsse. Die Soldaten des 3. Bataillons der 4. Division der US-Marine-Infanterie ducken sich und halten Ausschau nach den Angreifern. Plötzlich brüllt einer von ihnen: "Eine Frau! Nicht schießen!" Die Soldaten warten ab, bis sie sich in Sicherheit gebracht hat.


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Diese Irakerin hat Glück gehabt. Doch der Vorfall vom Sonntag verweist auf ein wachsendes Problem: Jetzt, wo US-Truppen am Rand von Bagdad stehen und wie am Montag Vorstöße bis in die Innenstadt wagen, geraten Zivilpersonen immer häufiger ins Kreuzfeuer. Am Samstag hatte dieselbe Marine-Einheit eine junge Frau getötet.

Nach irakischen Angaben wurden seit Kriegsbeginn bereits 600 zivile Einwohner zu "Märtyrern", und 4.000 weitere wurden verletzt. Die US-Streitkräfte weisen diese Zahlen zurück, aber nach Beobachtungen von Journalisten vor Ort scheint eine Größenordnung von mehreren hundert zivilen Opfern wahrscheinlich.

Der Kampf um Bagdad bringt die Bevölkerung in besonders große Gefahr. Nach US-Angaben lauern auf den Straßen der Hauptstadt bewaffnete irakische Milizen und Soldaten der Republikanischen Garde. Die Invasionstruppen befürchten zudem, dass sich Teile der irakischen Streitkräfte unter die Zivilbevölkerung der Fünf-Millionen-Stadt gemischt haben. Das würde den Alliierten eine Unterscheidung zwischen Kämpfern und irakischen Zivilisten erschweren.

"Unsere Marine-Infanteristen sind sehr diszipliniert, was das Schießen betrifft", sagt Oberstleutnant B.P. McCoy, der Kommandeur des 3. Bataillons der 4. Division der Marine-Infanterie. "Aber je härter der Kampf wird, desto weniger zurückhaltend werden wir sein." Soldaten berichten, dass die Gefechtsregeln, die festlegen, wann sie das Feuer eröffnen dürfen, gelockert wurden. Der Grund dafür seien Überraschungsangriffe von Irakern, die sich zuvor tot gestellt haben sollen oder vorgetäuscht hätten, sich zu ergeben.