Zwei der drei neuen Casinos sind auf ausländische Gäste zugeschnitten. Die Entscheidung ist vertretbar. Eine Analyse.
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Die Würfel sind gefallen, Novomatic ist der große Gewinner mit einem Casino im Wiener Prater und in Bruck a.d. Leitha. Die Casinos Austria sind der große Verlierer. Sie gehen nicht nur leer aus. Sie bekommen mit dem Palais Schwarzenberg schillernde Konkurrenz für ihr Casino Kärntner Straße vor die Nase gesetzt. Im Schwarzenberg dürfen die Schweizer Stadtcasinos Baden mit der deutschen Gauselmann-Gruppe ihr "Grand Casino" eröffnen. Dem Vernehmen nach mindert die Entscheidung den Wert der Casino Austria AG um 200 Millionen. Denn auch das Casino Baden, im Süden Wiens, kann sich auf sinkende Gästezahlen einstellen. Aus informierten Kreisen war zu hören, dass die Casinos deswegen gegen den Zuschlag für Gauselmann Einspruch erheben.
Durch die Lizenz-Entscheidung kommen nicht nur Ausländer erstmals zum Zug, sie werden auch als Gäste verstärkt angesprochen. Denn sowohl Bruck als auch Schwarzenberg sind auf Touristen zugeschnitten. Österreich wird nun auch zum Land der Jeton-Berge.
Von Parndorf direkt ins Casino
Das Novomatic-Casino in Bruck für ist für Ungarn und Slowaken über die A4 leicht zu erreichen. Sie können künftig nach der Shopping-Tour in Parndorf all das, was sie sich beim Markendiskonter ersparen, im Casino aufs Spiel setzen. Für Dauerspielergäste wird ein 17-stöckiger Hotelturm errichtet. Der soll mit seinen Blink-Jetons im Landeanflug auf Schwechat und in der ganzen Region Carnuntum zu sehen sein.
Ein Magnet für Touristen aus aller Welt soll auch das Schwarzenberg werden. Das hoffen zumindest die Betreiber und wohl auch Bürgermeister Michael Häupl. Denn der Garten wird für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht, so gibt es für die Stadt Gratis-Grätzlentwicklung.
Nun lässt sich streiten, ob Österreich überhaupt neue Casinos braucht und ob Glücksspieltempel ins Tourismusportfolio eines Landes passen, das für Mozart, Lippizaner und Bergseen bekannt ist. Doch was die Entscheidung betrifft - die ist vertretbar. Vor allem mit Blick auf manche Konkurrenzprojekte. Eine Lizenz für ein Novomatic-Casino im Böhmischen Prater im 10. Bezirk wäre aus sozialen Gesichtspunkten ebenso wenig vertretbar gewesen wie der geplante Standort der Casinos Austria im 15. Bezirk bei der U-Bahnstation Längenfeldgasse. Beides sind Bezirke mit besonders hohem Migrantenanteil. Das sei an dieser Stelle deswegen erwähnt, weil Migranten von Spielsucht überproportional betroffen sind. Das gilt - existenziell gesehen - generell für Menschen mit niedrigerem Einkommen, die hoffen, sich am Automaten oder Roulettetisch eine bessere Zukunft zu erspielen. Kein Wunder, dass die unsäglichen Wiener Automatenkabinen vor allem in ökonomisch schwachen Stadtzonen Straßenzüge dominieren. Sie sollen 2015 verboten werden. Je länger der Weg zum nächsten Automaten, desto höher die Hemmschwelle, die Tageslosung oder Mindestsicherung darin zu versenken.
Armutszeugnis im Millionengeschäft
Automatenspieler müssten dann künftig in den Prater pilgern. Dort will Novomatic seine Automatenhalle dank Lizenz von 400 angeblich auf 800 Automaten ausbauen. Politiker, die das erlauben, sind für den Spielerschutz mitverantwortlich. Lasche Zugangskontrollen oder 24-Stunden-Öffnungszeiten wären ein Armutszeugnis im wahrsten Sinne des Wortes. Das gilt im Übrigen auch für die neuen Touristen-Casinos. Denn Spielsucht als Exportschlager wäre das zweite Armutszeugnis im Millionengeschäft Glücksspiel.
Die neuen Spielbanklizenzen für Wien und Niederösterreich gehen an den Novomatic-Konzern (Wiener Prater und Bruck/Leitha) und ein schweizerisch-deutsches Bieterkonsortium, das das Palais Schwarzenberg in ein "Grand Casino" verwandeln will. Der Platzhirsch Casinos Austria geht leer aus.
In Österreich gibt es somit bald 15 Casinos. 12 davon betreiben seit eh und je die Casinos Austria. In der Bundeshauptstadt Wien bekommen sie nun Konkurrenz vom Erzrivalen Novomatic, der seine Admiral-Spielhalle im Prater zu einem Vollcasino mit rund 800 statt bisher 400 Automaten ausbauen darf.