Offizieller Wahlkampf hat begonnen. | Werben um 18 Millionen Unentschlossene. | Paris. (dpa) Vor den 85.000 Wahlbüros werden Wahlkampfplakate geklebt, die Fernseh-Spots der Kandidaten mit der Stoppuhr kontrolliert. Am Ostermontag hat in Frankreich die offizielle - und entscheidende - Phase des Rennens um das höchste Amt im Staat begonnen. Vor Monaten sah es noch so aus, als machten Nicolas Sarkozy, der Mann der Konservativen, und die Sozialistin Segolene Royal das Rennen unter sich aus. Je näher aber der erste Wahlgang am 22. April rückt, desto mehr sind die vielen Umfragen mit spitzen Fingern anzufassen. Denn die Franzosen geben sich in einer Rekordzahl unschlüssig.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Etwa 18 Millionen Menschen - und damit 42 Prozent der Wahlberechtigten - haben noch immer nicht den Mann oder die Frau auserkoren, die sie gern in den Elysée-Palast schicken möchten. Und das kann deutlich die Chancen jener beiden Kandidaten erhöhen, die dem Duo Sarkozy-Royal auf den Fersen folgen. Francois Bayrou, der Zentrumsbürgerliche, liegt nur einige wenige Prozentpunkte hinter der Sozialistin. Und Jean-Marie Le Pen von der rechtsextremen Nationalen Front spekuliert darauf, wie schon bei der Präsidentenwahl 2002 vom Schwächeln der Linken profitieren und an Royal vorbeiziehen zu können.
Unsicher beim Angebot
Warum aber wissen Millionen Franzosen noch nicht, wen sie zum Nachfolger von Jacques Chirac küren wollen? "Wähler fragen sich, ob die Hauptkandidaten ihrer Aufgabe im höchsten Amt der Republik gerecht werden können und zweifeln etwas daran", erklärt Stephane Rozes vom Meinungsforschungsinstitut CSA. Frederic Dabi vom Institut IFOP nennt das schlicht "die Unsicherheit, was das Angebot angeht". Vor zwölf Jahren war dies ähnlich, als es nach 14 Jahren unter Präsident Mitterrand "ebenfalls um eine Wahl der Erneuerung ging".
Sarkozy und Royal sind jedenfalls vorgewarnt. Noch im Februar 1995 lag der Neogaullist Chirac mit dürftigen 13 Prozent in den Umfragen weit hinter seinem bürgerlichen Rivalen Edouard Balladur und dem Sozialisten Lionel Jospin, um dann doch beide zu besiegen. Und 2002 traute kaum jemand Le Pen zu, an Jospin vorbei in die Stichwahl gegen Chirac zu gelangen. Denn in Umfragen geben sich seine Anhänger nicht unbedingt zu erkennen.