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Zores für A-Tec-Boss Kovats

Von Kid Möchel

Wirtschaft

Dividende in Höhe von 19,8 Millionen Euro steht im Fokus der Ermittlungen. | Durch Verkauf von Aktien soll Verlust von 12,4 Millionen Euro entstanden sein.


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Wien. Die Insolvenz der A-Tec Industries AG um Mirko Kovats wächst sich zu einem Wirtschaftskrimi aus. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt unter dem Aktenzeichen 605 St 18/11b gegen A-Tec-Boss Kovats, seine Co-Vorstände Christian S. und Franz F. sowie gegen Ex-A-Tec-Manager Christian S. Am Mittwoch wurden neun Hausdurchsuchungen durchgeführt, bereits im Juni ist Thomas Keppert als Gerichtsgutachter beauftragt worden.

„Das Ermittlungsverfahren betrifft den Verdacht der betrügerischen Krida, der Untreue, der grob fahrlässigen Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen und der Bilanzfälschung”, bestätigt Thomas Vecsey von der Staatsanwaltschaft Wien. Im Mittelpunkt stehen mutmaßliche Vermögensverschiebungen im Form einer angeblich unerlaubten Dividendenausschüttung und verlustträchtige Aktien-Verkäufe an eine Tochter der M.U.S.T.-Privatstiftung von Mirko Kovats. Dem Vernehmen nach werden die Vorwürfe bestritten. Zwar soll eine Anzeige eines „Intimfeindes” von Kovats die Ermittlungen ausgelöst haben, doch das Strafverfahren basiert auf der brisanten Verdachtslage, die A-Tec-Sanierungsverwalter Matthias Schmidt Mitte Dezember 2010 in seinem 105-seitigen Bericht aufgezeigt hat.

Laut diesem Bericht wurde die AE & E Beteiligungsgesellschaft 2005 mit der A-Tec verschmolzen, was zu einem Aufwertungsgewinn von 229 Millionen Euro führte. Dadurch entstanden 182,6 Millionen Euro Bilanzgewinn, der auf das nächste Geschäftsjahr vorgetragen wurde. 2006 standen 52,3 Millionen Euro Bilanzgewinn zu Buche, von dem 19,8 Millionen Euro als Dividende ausgeschüttet wurden - unter anderem an Kovats’ M.U.S.T.-Privatstiftung, die 55,2 Prozent der A-Tec-Aktien hält und an deren Tochter Capital- und Industrie Investment AG (CII), die 11,3 Prozent der Aktien hält.

Sonderbare Dividende

„Aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung des Konzerns, insbesondere wegen der forcierten Akquisitionen, wäre es wirtschaftlich vernünftiger gewesen, den Bilanzgewinn zur Gänze auf neue Rechnung vorzutragen bzw. die Liquidität zu erhalten”, heißt es im Bericht Schmidts.

Noch brisanter ist dessen Beurteilung der Aktienrückkäufe bzw. des Weiterverkaufs an die CII. Im Juni 2008 hatte die Hauptversammlung die A-Tec ermächtigt, Aktien rückzukaufen. Die A-Tec kaufte 1,513 Millionen Aktien zu einem Durchschnittskurs von 14,59 Euro. Insgesamt wurden 22,081 Millionen Euro bezahlt. Im Februar 2009 gingen 1,497 Millionen Aktien an die M.U.S.T.-Tochter CII, die 6,29 Euro pro Stück bzw. insgesamt 9,417 Millionen Euro zahlte.

„Der A-Tec-Vorstand hat den Ankauf der eigenen Aktien und den Verkauf an die CII damit begründet, dass ein Einstieg eines Investors geplant war, der letztlich gescheitert sei”, hält der Sanierungsverwalter fest. Auch „hätte der Markt einen kurzfristigen Verkauf nicht ausgehalten und der Kurs wäre verfallen”. Zugleich wurde argumentiert, dass man die Aktien verkaufen musste, um eine Kündigung der Anleihe 2005 zu vermeiden, deren Bestimmungen den Erwerb eigener Aktien nicht erlaubte, wenn die Eigenkapitalquote weniger als 20 Prozent beträgt.

Millionen vernichtet

„Es lässt sich nicht begründen, dass die Aktien zu einem Kurs von 6,29 Euro pro Stück verkauft hätten werden müssen, 2009 betrug der Kurs zeitweise 13 Euro”, kritisierte Schmidt. „Im Ausmaß von 12,6 Millionen Euro wurde Vermögen der A-Tec vernichtet.” Nachsatz: „Auch erfolgt der Verkauf der Aktien an die CII außerhalb der Ermächtigung durch die Hauptversammlung, die eine Veräußerung nur für den Erwerb von Unternehmen, Betrieben oder Anteilen vorsah.”

Zu den Vorwürfen hält sich A-Tec bedeckt: „Wir wollen diese Diskussion nicht über die Öffentlichkeit führen”, sagt A-Tec-Sprecher Gerald Wechselauer. „Wenn der Sanierungsverwalter Hinweise gefunden hätte, hätte er wohl strafrechtlich reagieren müssen.”