)
SVA-Versicherte demonstrieren gegen vetragslosen Zustand. | Wien. Den geballten Zorn der Versicherten hat am Dienstagnachmittag Martin Gleitsmann, stellvertretender Obmann der Sozialversicherung der gewerblichen Wirtschaft (SVA), abbekommen. Die rund 100 Selbständigen hatten sich nach einem Aufruf der Facebook-Gruppe "Vertragsloser Zustand" vor dem Hauptgebäude der SVA in Wien-Wieden eingefunden, um ihrem Ärger über die gescheiterten Verhandlungen Luft zu machen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Die SVA stellte sich in einer Gegendemonstration auf die Seite der Patienten: "Wir kämpfen mit Euch für mehr Fairness", hieß es etwa auf einem Transparent. Auch Gleitsmann warb um Verständnis - schließlich habe nicht die SVA, sondern die Ärztekammer den Vertrag gekündigt. Außerdem werde man alles tun, um Härtefälle abzuwenden, etwa indem man "in Einzelfällen Vorschüsse und Unterstützungen" gewähre.
Das beeindruckte die Demonstranten, die um ihre ärztliche Versorgung fürchten, freilich wenig. "Wir fühlen uns hinausgeworfen", meinte etwa eine Frau - immerhin müsse man weiter die Beiträge zahlen, bekäme aber keine Leistung dafür. Ein Herr warf der SVA gar "Rechtsbruch" vor.
Weniger emotional zeigt sich da schon Bernhard Tobola, der Initiator der Aktion. Man wolle "niemanden anpatzen", sagt er. Die Initiative wolle "ganz einfach eine Lösung" herbeiführen.
Angst vor Krankenstand
Auf eine Lösung hofft auch eine junge Sängerin: "Ich habe Angst davor, krank zu werden, weil ich es mir nicht mehr leisten kann, zum Arzt zu gehen."
Gerhard Ruiss, Geschäftsführer der IG-Autoren, kämpft mit ähnlichen Problemen: Die Situation als Selbständiger mit hohen Selbstbehalten habe dazu geführt, dass er fast gar nicht mehr zum Arzt gehe. Ruiss glaubt, dass "sich da Sozialdramen entwickeln werden, die sich die SVA gar nicht vorstellen kann". Wie viele der anderen Demonstranten fordert er ein Einschreiten der Regierung.
Laut Tobola sind SVA und Ärzte gleichermaßen für den vertragslosen Zustand verantwortlich. Daher zogen die Demonstranten später auch zur Ärztekammer in die Innenstadt, um auch dort ihre Anliegen zu deponieren.
An eine rasche Lösung glaubt Gleitsmann nicht: "Realistischerweise" werde der vertragslose Zustand "einige Wochen oder Monate" dauern, sagt er.
Anschlag auf Gesamtvertrag