"Schokolade weckt nicht nur Leidenschaft, sondern schafft auch Leiden." Mit diesem Leitspruch ging Sepp Zotter kürzlich an die Öffentlichkeit. Sein Familienunternehmen stellte die gesamte Produktion um und verwendet nun ausschließlich fair gehandelte Kakaobohnen für die Schokoladen.
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Der Gedanke, Fair Trade-Schokoladen herzustellen, spukte dem Steirer seit mehreren Jahren durch den Kopf: "Ich reise gern, ich war auch schon in Côte d'Ivoire und Südamerika", berichtet Zotter. "Mir hat das wehgetan zu sehen, dass es Plantagen gibt, auf denen tolle Kakaosorten wachsen könnten, die aber nicht mehr bearbeitet werden. Für viele Kleinbauern zahlt sich das nicht mehr aus." Den Gewinn mit Kakao streifen einige wenige Plantagenbesitzer, Konzerne und Spekulanten ein, ärgert sich Zotter.
Es geht auch anders: Die Nonprofitorganisation Fair Trade kontrolliert Lizenznehmer des Fair Trade-Labels (wie Zotter) sowie die Bäuerinnen und Bauern. Das Label garantiert Preise, die weit über jenen des Weltmarktes liegen sowie arbeitsrechtliche Mindeststandards. Zwangsarbeit ist verboten.
Mehr als ein Werbegag
Zotter wolle sich nicht mit dem Fair Trade-Label auf seinen Produkten profilieren, erklärt er im Gespräch mit der "Wiener Zeitung": "Viele Unternehmen verkaufen ein 'faires' Produkt neben vielen konventionellen. Aber das wäre für mich eine Lüge." Für Zotter galt das Motto "ganz oder gar nicht", wie er betont: "Viele sagen, die Zustände auf der Welt sind schlimm und erklären, sie fangen morgen an, etwas zu verändern."
Zotter beschäftigt 35 Mitarbeiter und produziert in Bergl bei der Riegersburg. Dem Unternehmen, das der gelernte Konditor vor zwölf Jahren gegründet hat, gehe es "sehr gut". Verarbeitet werden neben fair gehandelten Kakaobohnen und fair gehandeltem Zucker Zutaten aus der Region, wie Kürbiskerne und Milch. "Die Nachbarn bringen mir den Honig."
Die Schokoladen sollen auf Wunsch Zotters übrigens nicht teurer werden. Die meisten seiner Vertriebspartner konnte er diesbezüglich überzeugen. Die handgeschöpften Schokoladetafeln werden unter anderem im Feinkosthandel und in Vinotheken verkauft. "Wir selbst müssen halt heuer ein bisserl mehr arbeiten, um die Mehrkosten hereinzubekommen", sagt Zotter. "Aber ich glaube, wir können etwas bewegen."