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Zu ernst für billige PR

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

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Eine paneuropäische EM, die WM in Katar, Torlinientechnologie - seit Jahren geht das schon so zwischen Joseph Blatter, dem Chef des Weltfußballverbandes Fifa, und Uefa-Präsident Michel Platini. Was der eine gut findet, redet der andere reflexartig schlecht. Schließlich geht es 2015 um das Fifa-Präsidentenamt, für das sich Platini als Herausfolger in Stellung bringen will. Nun haben die beiden ein neues Thema gefunden, mit dem sie sich gegenseitig im besten Fall Untätigkeit, im schlechtesten Unfähigkeit vorwerfen: den Umgang mit Transfers. Vergangene Woche richtete Platini Blatter aus, er gehe zu lax vor - Stichwort: Third Party Ownerships -, nun bestrafte die Fifa ausgerechnet einen der europäischen Vorzeigeklubs wegen illegaler Transfers Minderjähriger. Der FC Barcelona darf während zweier Wechselperioden keine neuen Spieler verpflichten, muss zudem eine hohe Geldstrafe entrichten. Man nehme eben den Jugendschutz sehr ernst, heißt es. Das ist gut und richtig. Andererseits überrascht diese Maßnahme nicht nur den Klub, sondern namhafte Sportrechtler, nachdem die Fifa bisher eher weggeschaut hat, wenn findige wie windige Berater mit Klubs kollaborierten, um Kinder von Kontinent zu Kontinent zu schieben. Dass es sich nun nur eine Woche nach dem Uefa-Frontalangriff um eine Retourkutsche der Fifa handelt, scheint vielen offensichtlich.

Es wird Zeit, dass Blatter und Platini sich offen zu ihren Ambitionen bekennen, anstatt ständig neue Stellvertreterscharmützel anzuzetteln. Für einen billigen Wahlkampfschmäh ist der Jugendschutz - ob die Strafe nun berechtigt ist oder nicht - ein zu ernstes Thema.