Zum Hauptinhalt springen

Zu Guttenberg kein Herr Doktor mehr

Von WZ Online

Europaarchiv

Wegen erheblicher wissenschaftlicher Mängel in seiner Dissertation. | Opposition fordert Rücktritt. | Bayreuth/Berlin. Wegen erheblicher wissenschaftlicher Mängel hat die Universität Bayreuth dem deutschen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg den Doktortitel aberkannt. Nicht geklärt wurde allerdings die Frage, ob Guttenberg bewusst getäuscht hat, wie Universitäts-Präsident Rüdiger Bormann am Mittwochabend sagte. | Die Lässigkeit eines Adeligen


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Die Promotionskommission der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität habe am Dienstag und Mittwoch zu dem Vorfall getagt und beschlossen, den Doktorgrad zurückzunehmen, sagte Bormann. Guttenberg habe "in erheblichem Umfang" gegen die Promotionsordnung der Fakultät verstoßen und die benutzte Literatur und sonstige Hilfsmittel nicht vollständig angegeben.

Der Titel könne zurückgenommen werden, ohne dass ein Täuschungsvorsatz nachgewiesen werden müsse. "Das wäre sicherlich ein längerer Prozess gewesen, das dezidiert nachzuweisen", sagte Bormann. Die Universität habe darauf verzichtet, weil Guttenberg selbst um die Rücknahme seiner Dissertation gebeten habe. Wenn sich in solch einem strittigen Fall Einmütigkeit anbiete, werde der einfachere Weg und nicht der zeitlich längere gewählt, sagte Bormann.

"Hochstapler und Lügner"

Zuvor hatte die Opposition im Bundestag Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) aufgefordert, Guttenberg zu entlassen. Guttenberg sei "ein akademischer Hochstapler und Lügner", sagte der parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Thomas Oppermann. Auch Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin forderte Merkel auf, Guttenberg zu entlassen. Linken-Fraktionsvize Dietmar Bartsch sagte, der Minister hätte längst persönliche Schlussfolgerungen ziehen müssen.

Guttenberg selbst sagte im Bundestag, er wolle Minister bleiben und sein Amt weiter in dem Verantwortungsbewusstsein ausfüllen, "wie ich das bisher getan habe". Auch hielt er an seiner Aussage fest, dass der Vorwurf, seine Arbeit sei ein Plagiat, abstrus sei. Dass ihm dies nun unterstellt werde, könne den Straftatbestand der üblen Nachrede erfüllen.

Umfrage

Umstritten blieb die Nutzung des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages in Guttenbergs Arbeit. Der Minister sagte, er habe sich von dem Dienst Ausarbeitungen für seine Abgeordnetentätigkeit anfertigen lassen, die er für vielerlei Anlässe genutzt habe. Später habe er die Texte auch in seine Dissertation aufgenommen, den Dienst aber auch als Primärquelle angegeben.

In der Bevölkerung hat Guttenberg einer Umfrage zufolge nicht an Beliebtheit eingebüßt - im Gegenteil. 73 Prozent seien mit seiner politischen Arbeit zufrieden, zu Monatsbeginn seien es 68 Prozent gewesen, ergab eine Umfrage von Infratest dimap für die ARD. 72 Prozent seien der Ansicht, dass Guttenbergs Doktortitel-Verzicht reiche, um im Amt zu bleiben. 24 Prozent finden, er müsse zurücktreten. (APA/dpa)

Guttenberg und die Ghostwriter

+++ Guttenberg soll abgeschrieben haben