Eine brasilianische Surferin sorgt mit einer Gleichberechtigungsdebatte für Aufsehen im Surfsport.
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Denkt man ans Surfen - also das richtige, nicht das, für das man Wind braucht -, schießen einem gleich die tollsten Bilder durch den Kopf: tropische Strände, türkises Meer, dazu die gebräunten Körper lässiger, schöner Menschen. Doch eine sieht sich nicht als Teil dieser Welt und das, obwohl sie zu den besten Surferinnen des Globus zählt. Silvana Lima war acht Mal die beste Surferin Brasiliens, zwei Mal räumte sie bei den Weltmeisterschaften Silber ab. Als Kind lebte sie mit ihrer Familie in einer Strandhütte und träumte davon, einmal ein echtes Surfboard (sie behalf sich damals mit einer alten Holztüre) und irgendwann einmal ein eigenes Haus zu besitzen. Mit jedem Erfolg beim Surfen näherte sie sich diesem Ziel, doch das große Geld - nämlich jenes, das aus Sponsorenverträgen erwächst - blieb ihr jahrelang verwehrt. Dafür sei sie nicht schön genug, erzählte die 31-Jährige dem britischen Sender BBC. "Surf-Marken wollen, wenn es um Frauen geht, beides: Models und Surferinnen. Wenn du das nicht bieten kannst, bekommst du keinen Vertrag, so wie es in meinem Fall auch war." An Eigeninitiative habe es nicht gemangelt. Sie haben bei einem Sponsor nach dem anderen angefragt und Absage um Absage erhalten. "Ich könnte mir die Brüste machen lassen, die Haare färben und blaue Kontaktlinsen tragen - aber das wäre dann nicht mehr ich", sagt Silvana. Männer hätten diese Probleme nicht. Doch zumindest mit der letzten These muss sie nicht unbedingt recht haben. Ein Brancheninsider erklärte dem Surfermagazin "Stab", dass der Schönheitsanspruch bei Sponsorenverträgen auch für Männer gelte. Doch grundsätzlich spielten viel mehr Faktoren - wie etwa Alter und Beliebtheit bei Konsumenten - hinein. So gebe es beispielsweise genug attraktive Surferinnen, denen es genauso wie Silvana ergehe, und umgekehrt auch genügend, die nicht dem Pin-up-Ideal entsprechen und trotzdem bei der Surfindustrie groß im Geschäft sind. Dennoch bleibe es ein Faktum, dass unter allen Faktoren, die für einen Sponsorenvertrag ausschlaggebend sind, das Aussehen eine wichtige Variable ist. Silvana, die es schon von der Holztüre zum Hitech-Board und von der Hobbysurferin zur Titelanwärterin im Weltcup geschafft hatte, wusste sich jedenfalls auch so zu helfen. Auf der Suche nach alternativen Einnahmequelle begann sie damit, französische Bulldoggen zu züchten. Damit hat sie ihre Reisen zu den Turnieren finanziert. Sie rief eine eigene Stiftung ins Leben und erhielt viel finanzielle Hilfe von Fans, die ebenfalls für die Gleichstellung von Männern und Frauen im Sport kämpfen. Der harte Einsatz machte sich bezahlt. Schließlich wurde auch ein finanzkräftiger Sponsor auf Silvana aufmerksam, der die brasilianische Surferin nun unter Vertrag genommen hat.