Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 6 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Die renommierte US-Universität MIT ist einem Phänomen nachgegangen, das man schon vermuten würde: Sie hat die Ausbreitungsgeschwindigkeiten von wahren und falschen Nachrichten (sogenannten Fake News) gemessen. Die Fakes verbreiteten sich auf Twitter im Schnitt um 70 Prozent schneller als wahre Inhalte. Schuld daran ist, dass ein gut gemachter Fake einfach unwiderstehlich ist. Wir müssen ihn teilen, während öde Nachrichten aus der Realität weniger Emotion auslösen und in den Twitter Feeds herumliegen wie Blei in den Regalen.
Man darf ruhig annehmen: Das ist kein reines Twitter-Problem. Das wird auf anderen Verbreitungswegen auch nicht besser sein. Wir kennen das aus dem echten Leben (abseits Twitter und Co.): Nichts verbreitet sich so rasch wie ein gutes Gerücht, ob es jetzt wahr ist oder nicht, ist eigentlich sekundär. Es geht um die Sensation, die Lust am Teilen, das erwartungsvoll-vorfreudige "Hast Du schon gehört!?".
Es stellt sich heraus: Alle stehen auf einen guten Skandal. Das ist in den Sozialen Medien nicht anders als im restlichen Leben. Nur wird es bei der enormen Verbreitung dieser Technologie schön langsam zum Problem für unsere Demokratien - sofern es uns nicht gelingt, der gezielten Manipulation über gut gefälschte Nachrichten Einhalt zu gebieten. Wenn Realität und Fiktion immer mehr verschwimmen und es niemanden gibt, der auf die Stimme der Vernunft hört, setzen wir uns der Gefahr aus, dass totalitäre Tendenzen wieder aus ihren dunklen Löchern
kriechen.