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Zu spät - oder doch noch rechtzeitig?

Von Edwin Baumgartner

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"Wiener Zeitung"-Klassikexperte Edwin Baumgartner.

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"Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben", sagte Michail Gorbatschow.

Er hat ja so recht gehabt!

Zum Beispiel: Wäre Gennadi Gerassimow, außenpolitischer Sprecher Michail Gorbatschows, schneller gewesen mit dem Urheberrecht auf gute Zitate, dann wäre er als Urheber des Ausspruchs in die Geschichte eingegangen. So aber wird der Satz Gorbatschow zugeschrieben. Ein Jammer.

Oder: Wäre Gaius Octavius, späterer Kaiser Augustus, etwas schneller gewesen, hätte er erst Kleopatra bekommen und dann das Römische Reich. So musste er sich mit Reich und Livia begnügen. Ein Jammer.

Oder: Hätte Napoleon zugegriffen, als ihm Robert Fulton 1803 sein Dampfschiff präsentierte, wäre die entscheidende Seeschlacht anders verlaufen, der Trafalgar Square hieße Place Trafalgar, und statt Horatio Nelson stünde Vizeadmiral Pierre de Villeneuve auf der Säule. Ein Jammer.

Oder: Hätte Kaiser Franz Joseph Österreichs Armee nicht einem Sparprogramm unterworfen, wäre die Schlacht bei Königgrätz anders ausgegangen, und die Strabag würde in Venedig Stadtautobahnen bauen. Ein Jammer.

VÖZ-Geschäftsführer Gerald Grünberger hat, knapp nachdem das Parlament die Einstellung der "Wiener Zeitung" beschlossen hat, im ORF einen Vorschlag gemacht: Der ORF könnte die gedruckte "Wiener Zeitung" herausgeben.

Auch das, so ist leider zu befürchten, könnte zu spät kommen. Eine Tragödie.