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Zu viel Authentizität

Von Bernhard Baumgartner

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Man kennt das aus Geschichten, die als "urban legend" kursieren: der arrogante Tattoostudio-Kunde, der sich ein chinesisches Zeichen tätowieren lässt, nur um später festzustellen, dass dort nicht "Glück" oder "Erfolg" steht, sondern "Esel". Etwas ähnlich Peinliches hat nun Hollywood zu vermelden: Bei den Dreharbeiten zu "Homeland" in Deutschland haben Künstler den Machern verfängliche Graffiti-Botschaften untergejubelt. Sie sollten "authentische" Graffitis an die Mauern des Sets eines Flüchtlingscamps der aktuellen Staffel sprühen. Nur dass diese Graffitis nicht das bedeuten, was sie sollen. Den Job bei dem Dreh in und um Berlin nutzten die Künstler, um Aussagen wie "Homeland ist rassistisch" oder "Homeland ist keine Serie" zu malen. Die Künstler wollten damit ihren Unmut zum Ausdruck bringen, wie es in einem Statement heißt. Sie monieren unter anderem eine undifferenzierte Darstellung von Arabern, Pakistanis und Afghanen in der Serie. Das Ganze ist nun natürlich sehr unangenehm. Vor allem bei "Homeland", einer Serie, in der es um die oft fragwürdigen Aktivitäten von US-Geheimdiensten geht: Doppel-Agenten und eingeschleuste Terroristen sind dort Alltag. Aber daran, dass Leute, die arabische Schriftzüge malen, vielleicht ihre ganz spezielle Meinung haben, hat man nicht gedacht. So muss man nun mit den Insider-Gags leben, die der Serie vermutlich im Nahen Osten eine nie dagewesene Popularität verschaffen werden. Zumindest wird sie wohl ein Lacherfolg auf arabischen Facebook-Profilen werden. So gesehen ist das dann auch wieder irgendwie authentisch.