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Zu viel im Kopf

Von Christina Böck

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Die Evolution hat ja auch ihre guten Seiten. Für die Bandscheiben zum Beispiel ist der aufrechte Gang sicher eine ganz gute Neuigkeit gewesen, wer will schon ewig Kreuzweh vom gebückten Gehen haben. Auch ganz praktisch ist - ästhetisch und hygienisch betrachtet - der Verlust der Körperbehaarung, also eines Großteils davon. Also bei einem Großteil der Menschen. Wobei das vielleicht lifestyletechnisch ganz interessant zu beobachten wäre, welche Pelzfrisuren da so in Mode kämen. Als weiterentwickelter Homo sapiens ist da mit dem derzeit so präsenten liebevoll gepflegten Vollbart ja schon der kreative Gipfel erreicht.

Nun scheint es aber, dass wir uns bei unserer Weiterentwicklung selbst überdribbelt haben. Denn Forschungen zeigen, dass immer häufiger die Becken von gebärenden Frauen zu klein sind, weil die Köpfe ihrer Kinder nicht mehr durchpassen. Sprich: Die Hirne wachsen schneller als die Becken, durch die sie eigentlich durchmüssen. Würde die Evolution ihren normalen Gang gehen, würde sich so etwas gar nicht erst durchsetzen, weil ja diese großkopfigen Kinder nicht geboren werden und ihre Mütter auch gleich sterben würden, was den Genpool um Großkopf-Gene ärmer machen würde. Wir haben aber heute die medizinischen Möglichkeiten, dass diese Kinder trotzdem auf die Welt kommen - via Kaiserschnitt. Was wiederum auch wieder zweckdienlich ist: Größere Gehirne dürften ganz nützlich dafür gewesen sein, dass wir mittlerweile in der Lage sind, rechtzeitig festzustellen, ob ein Babykopf zu groß für eine natürliche Geburt ist. Die Evolution hat auch ihre guten Seiten.