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Zu wenig Kinderpsychiatrie-Plätze

Von Nina Brnada

Politik

Spitalskonzept trotz Sparkurs im Plan, aber Bereich Kinderpsychiatrie stagniert.


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Seit 2008 gab es keine Aufstockung im Bereich der Kinderpsychiatrie mehr.
© corbis

Wien. Alles soll effizienter, schneller und besser werden - das Wiener Spitalskonzept 2030 wird zuweilen als Meilenstein für moderne Gesundheitsversorgung in Wien angepriesen. Im Zuge des Konzepts sollen sieben zentrale Spitalsorganisationen entstehen: Dazu gehören das AKH Wien, das Donauspital, das Wilhelminenspital, das Krankenhaus Hietzing, das Kaiser-Franz-Josef-Spital, die Rudolfstiftung und das neu gebaute Krankenhaus Wien-Nord. Letzteres soll 2015 in Teilbetrieb gehen - die "Wiener Zeitung" hat bereits ausführlich berichtet. "Baulich und finanziell ist alles im Plan", erklärt der Generaldirektor des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV), Wilhelm Marhold.

Für das Spitalskonzept sollen laut Marhold bis 2025 rund 3,5 Milliarden Euro aufgewendet werden. Der KAV als Unternehmen der Gemeinde Wien ist aber auch an deren Vorhaben gebunden, wonach die Stadt bis zum Jahr 2016 ein Nulldefizit erreichen soll. Wie also sind die Ausgaben für die Spitalsreform mit den Sparplänen zu vereinbaren, die zudem vor allem den Gesundheitsbereich treffen sollen? "Die geplanten Ausgaben für die Umsetzung des Spitalskonzeptes sind selbstverständlich in der langfristigen Finanzplanung der Stadt budgetiert", meint man beim KAV.

Vergangenes Jahr versorgten Einrichtungen des KAV 400.000 stationäre Patienten und rund 3,5 Millionen Ambulanzbesucher. Die Ambulanzen scheinen überhaupt sehr stark ausgelastet zu sein: So ist die Zahl der Besuche ambulanter Patienten in den Erstversorgungen seit dem Jahr 2005 von rund 84.000 Patienten auf mehr als 116.000, also um rund 38 Prozent, gestiegen. Das hänge wohl auch mit den Öffnungszeiten der Praxen von niedergelassenen Ärzten zusammen, so Marhold. Den großen Andrang auf die Ambulanzen gäbe es vermehrt ab 16 Uhr, dann, wenn viele Ordinationen bereits geschlossen hätten - "und natürlich an den Wochenenden".

"Gute Personalausstattung"

Marhold beklagt sich aber nicht wie die Ärztekammer über Personalmangel, im Gegenteil: "Wir haben eine sehr gute Personalausstattung von mehr als 31.000 Mitarbeitern." Diese verursachen Kosten von jährlich rund 1,4 Milliarden Euro.

Auch die Zahlen der unterschiedlichen medizinischen Einzelleistungen, die der KAV erbringt, sind in vielen Bereichen gestiegen: So war etwa im Vorjahr die Anzahl jener Kinder, die Chemotherapie in Anspruch nahmen, 18 Mal so hoch wie noch im Jahr 2002. Zudem haben zwischen 2002 und 2012 auch die Implantationen von Herzschrittmachern und Defibrillatoren ebenfalls um nahezu 50 Prozent zugenommen. Und ebenso hat sich die Anzahl der Lungentransplantationen in diesem Zeitraum mehr als verdreifacht.

Doch in einem Bereich hat sich zuletzt sehr wenig verändert: in der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Es gäbe viel zu wenige Behandlungsplätze für psychisch kranke Kinder und Jugendliche, betonen Experten immer wieder. "Die Basisversorgung in Kinder- und Jugendpsychiatrie ist nicht gegeben", unterstreicht Christian Kienbacher, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Kinder und Jugendpsychiatrie.

Derzeit gibt es in Wien zwei kinder- und jugendpsychiatrische Einrichtungen - eine am Rosenhügel in Hietzing und eine weitere am Wiener AKH. Dort gibt es laut KAV insgesamt lediglich 64 Behandlungsplätze. Seit 2008 wurde in diesem Bereich nicht mehr aufgestockt.

94 statt 160 Plätze

Zwar sollen laut KAV im neu geplanten Krankenhaus Nord weitere 30 kinder- und jugendpsychiatrische Plätze hinzukommen. "Doch selbst dann wäre das viel zu wenig", so Kienbacher, "dann hätten wir insgesamt 94 Plätze, doch gemäß internationaler Standards bräuchten wir mindestens 160."