Gewesslers Masterplan: Erneuerbare Energien reichen nicht für die heutige Anzahl von Pkw-Fahrten.
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Österreich ist ein Autofahrerland. 60,9 Prozent aller Österreicherinnen und Österreicher legen mehrmals pro Woche ihre Wege mit dem Pkw zurück. Zudem sind 7,1 Millionen Fahrzeuge in Österreich zugelassen. Die allermeisten werden mit klimaschädlichem Benzin oder Diesel angetrieben. Das Umweltproblem ist den Autoherstellern bewusst. Sie stellen nun ihre Fahrzeuge auf Stromantrieb um. Doch damit ändert sich nicht nur der Antrieb, sondern auch das Verkehrsbild auf den heimischen Straßen. Ein Kulturwandel steht bevor:
In Österreich soll bis 2030 der Strom ausschließlich aus erneuerbaren Energien (Wasser, Wind, Sonne) erzeugt werden. Der nachhaltige Strom wird aber nur in einer begrenzten Menge zur Verfügung stehen. Einer Menge, mit der sich die Zahl der Einzelpersonenfahrten mit dem Pkw deutlich verringern muss. Ansonsten wird die vorhandene Menge an Strom nicht ausreichen. Zu dieser Erkenntnis kommt der Mobilitäts-Masterplan 2030, der von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler veröffentlicht wurde.
Nur ein Drittel der Energie von heute steht dann zur Verfügung
"Die 2040 zur Verfügung stehende Energie entspricht circa einem Drittel der heute im Verkehr verbrauchten Energiemenge", heißt es im Masterplan, der von Martin Fellendorf, Verkehrsplaner an der Technischen Uni Graz erstellt wurde. Um die Ziele zu erreichen, müsse daher der Straßenverkehr auf das Niveau von 1990 zurück.
Gewessler verweist auf die Glasgower UN-Klimakonferenz vom Sommer. Die 200 teilnehmenden Staaten hätten einstimmig das 1,5 Grad-Ziel bestätigt. Dieses Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken, wurde bei der Pariser Klimakonferenz von 2015 beschlossen. Die Länder sagten zudem zu, die entsprechenden nationalen Klimaschutzpläne bis Ende 2022 zur Erreichung dieses Ziels nachzuschärfen.
Aber auch das Programm der österreichischen Bundesregierung gibt ein klares Ziel vor. So soll die Klimaneutralität im Jahr 2040 erreicht werden. "Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn im Mobilitätssektor eine radikale Trendwende bei den Treibhausgasemissionen erfolgt", sagt Gewessler. Und Trendwende heißt nicht nur neue Antriebe, sondern eben auch das Vermeiden von Verkehr.
Was das heißt, zeigten die Ergebnisse der Verkehrs-Evaluierung, die Gewessler in der vergangenen Woche präsentierte. 15 geplante Straßenbau-Großprojekte wie der Wiener Lobautunnel S1 oder die niederösterreichische Traisental-Schnellstraße S34 wurden untersucht. Die beiden Projekte sagte Gewessler genauso ab, wie sieben weitere Schnellstraßen und Autobahnen. Nur zwei Projekte erhielten grünes Licht. Die "Wiener Zeitung" berichtete.
"Die Infrastruktur, die wir bauen, ist der Verkehr, den wir kriegen", sagt Gewessler. Und Österreich habe ohnehin bereits eines der dichtesten hochrangigen Straßennetze.
Der Ansatz des Masterplans stellt einen Bruch des bisherigen Wachstumspfades des Straßenverkehrs dar. Für Gewessler ist er "Karte und Kompass" auf dem Weg zur Klimaneutralität.
Damit bis 2040 alle Pkw emissionsfrei sind, müssen sie spätestens 2030 zugelassen werden. Das würde das Aus für Benzin und Diesel in acht Jahren bedeuten.
Und die verfügbare Menge an erneuerbaren Energien für den Stromantrieb werde nur noch reichen für einen Anteil von etwa 42 Prozent der Autos am Gesamtverkehr.