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Zu wenig - und sicher zu spät

Von Bernhard Baumgartner

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Facebook nimmt das Problem mit ge- oder verfälschten Nachrichten zu manipulativen Zwecken noch immer nicht so ernst, wie es das eigentlich sollte. Jetzt hat der Onlinedienst angekündigt, den gefälschten Nachrichten mit selbstlernender Software zu Leibe rücken zu wollen. Damit soll unter anderem ermittelt werden, welche auf der Plattform weiterverbreitete Berichte den mit Facebook kooperierenden Faktenprüfern vorgelegt werden sollen. Also sozusagen eine maschinelle Vorprüfung, bevor ein Mensch die Sache auf den Schirm bekommt.

Neben Beiträgen, deren Wahrheitsgehalt angezweifelt wird, soll mit dem Hinweis "Mehr zum Thema" deren journalistische Gegendarstellung angezeigt werden. Das ist freilich ein Schritt in die richtige Richtung. Aber es reicht noch lange nicht aus. Jeder, der die Wahlkämpfe der vergangenen Zeit mitverfolgt hat, weiß, wie die politischen Player agieren. Man kann vermutlich sagen, dass in der neueren Geschichte noch nie so ungeniert öffentlich gelogen, verbogen und manipuliert wurde wie heute. Das Resultat der Arbeit von professionellen Bot-Armeen und gezielter Fake-Werbung kann man bekanntlich im Weißen Haus oder beim Thema Brexit studieren. Sicher ist es zu billig, hier Facebook alleine die Schuld in die Schuhe zu schieben. Aber den Marktführer trifft hier unbestritten eine massive Verpflichtung, diese Desinformation und Stimmungsmache zu unterbinden. Und zwar egal, auf welcher Seite man persönlich stehen mag. Wenn Manipulation zum Erfolg führt, verliert jeder irgendwann: Spätestens dann, wenn einer kommt, der es noch besser macht.