Künftiger AK-Präsident Rudolf Kaske will ab Sommer konkret verhandeln.
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Wien. Der künftige Arbeiterkammerpräsident Rudolf Kaske - er löst Anfang März Herbert Tumpel ab - will im Sommer ein fertig ausgearbeitetes Bonus-Malus-System zur Beschäftigung Älterer über 50 vorlegen. Er fordert mehr Geld für aktive Arbeitsmarktpolitik und er lehnt längere und flexiblere Arbeitszeiten ab, wie sie von Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung gefordert, werden.
Die Beschäftigung von Menschen über 50 sei zwar in den letzten drei Jahren um 11 Prozent gestiegen, die Arbeitslosigkeit der Älteren jedoch viel schneller, und zwar um 23 Prozent, kritisierte Rudolf Kaske am Donnerstag im Klub der Wirtschaftspublizisten.
Bis 2030 wird die Zahl der Jungen zwischen 15 und 49 um acht Prozent sinken, während die Älteren zwischen 50 und 65 um 15 Prozent mehr werden, zitiert Kaske die Bevölkerungsprognose der Statistik Austria. Am Arbeitsmarkt regiere jedoch noch der Jugendkult, kritisiert er: "Wenn ich die Stellenanzeigen in den Zeitungen lese, in denen fast nur junge, dynamische Menschen gesucht werden, dann ist die Bevölkerungsentwicklung in den Köpfen der Personalchefs vieler Firmen offenbar noch nicht angekommen", meint Kaske. "Ich frage mich, ob ich am freien Arbeitsmarkt mit 57 überhaupt noch vermittelbar wäre."
Daher die neuerliche Forderung nach einem Bonus-Malus-Sytem zur Beschäftigung von Menschen über 50. Kaske will, wenn er bereits Arbeiterkammerpräsident ist, gemeinsam mit dem ÖGB der Wirtschaftskammer ein konkretes Modell vorlegen.
Dabei sollen Betriebe, die weniger Ältere beschäftigen, höhere Sozialversicherungsbeiträge zahlen, Betriebe, die mehr Ältere beschäftigen, sollen weniger zahlen. "Mehreinnahmen sollen für die Gesundheitsförderung der Beschäftigten aufgewendet werden", schlägt Kaske vor.
Die Details sollen noch mit den Arbeiterkammern der einzelnen Länder abgestimmt werden. Unterstützt werden die Arbeiterkämmerer vom ÖVP-Seniorenbund. Auch der Arbeitsrechtsexperte Wolfgang Mazal kann einem Bonus-Malus-System für mehr Beschäftigung Älterer etwas abgewinnen. Die Wirtschaftskammer steht auf der Bremse, sie ist zwar für einen Bonus, aber gegen einen Malus.
"Arbeitgeber am Zug"
Rudolf Kaske jedoch verweist auf eine Vorleistung der Arbeitnehmerseite: Die Reform der Invaliditätspensionen mit der Abschaffung für unter 50-Jährige und Einführung eines Rehabilitationsgeldes tritt 2014 in Kraft, zugleich soll auch das Bonus-Malus-System wirksam werden. "Jetzt sind die Arbeitgeber am Zug", meint Kaske.
Die Krise am Arbeitsmarkt ist für Rudolf Kaske noch nicht vorbei, er stützt sich auf Prognosen, wonach die Arbeitslosigkeit noch bis zum Jahr 2015 ansteigen werde. Er fordert daher für die nächsten zwei Jahre zusätzliche Mittel in Höhe von 100 bis 150 Millionen Euro für aktive Arbeitsmarktpolitik.
Auch am anderen Ende des Arbeitsmarktes, bei der Lehrlingsausbildung, sieht Kaske Reformbedarf. Von über 50.000 Lehrlingen seien bei der Lehrabschlussprüfung 2011 nicht weniger als 10.000 durchgefallen. Es sollen daher die Lehrbetriebe einer wiederholten Qualitätsprüfung unterzogen werden, fordert Kaske, etwa ob der Maschinenpark noch modern genug oder die Ausbildner noch ausreichend qualifiziert seien.