Egal, ob Binnen- oder Auslandsmigration: Die nicht autochthonen Wähler beeinflussen stark das Wahlresultat.
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Migration trägt stark dazu bei, dass die Parteienlandschaft in Wien über die letzten Jahrzehnte immer bunter geworden ist. Waren von 1973 bis 1991 mit Roten, Schwarzen und Blauen noch exklusiv drei Parteien im Wiener Landtag präsent, so kamen mit der Zeit auch andere Farben hinzu: Grün, Gelb, Pink, Hellblau. Doch die Stärke so mancher neueren Partei in der Hauptstadt ist dem innerösterreichischen Multikulti geschuldet: "Die Grünen speisen sich aus der Zuwanderung von jungen Menschen aus dem ländlichen Raum, die in Wien in eine höhere Ausbildung gehen", erklärte Günther Ogris vom Meinungsforschungsinstitut Sora am Montag in einer Pressekonferenz. Umgekehrt tut sich die ÖVP in Wien traditionell schwer, weil viele ihrer Wähler nach Niederösterreich auswandern.
Von knallrot bis bunt
Rechtzeitig zur Wien-Wahl am Sonntag hat das "Haus der Geschichte Österreich" gemeinsam mit Sora eine Ergebnis- und Analyseplattform über das Walverhalten der Österreicher in den vergangenen 100 Jahren online gestellt. Die Seite ist ab sofort aufrufbar. Abgebildet werden dabei alle Nationalratswahlen seit 1919 inklusive Wählerströmen. Neben den bundesweiten Ergebnissen kann man auch die wienspezifischen Resultate der Nationalratswahl abfragen und sich selbst ein Bild von der politischen Entwicklung machen: von 1930, als Wien komplett rot war - inklusive der heute traditionell konservativen Bezirke 1, 13 und 19. Bis heute, wo sechs Parteien im Wiener Landtag vertreten sind.
Einer der Gründe, warum die SPÖ in Wien so stark ist, während sich die ÖVP oftmals schwertut, ist die Wechselwirkung mit Niederösterreich. Jeder dritte Niederösterreicher arbeite mittlerweile in Wien, erklärt Günther Ogris. Trotzdem bilden die Statistiken lediglich das Verhalten bis zur Bundeslandgrenze ab. Dabei sei Wien für viele Niederösterreicher eine "Aufstiegsmaschinerie".
Für junge Menschen vom Land ist Wien ideal, um etwas aus ihrem Leben zu machen. Zum einen gibt es in der Hauptstadt ein ausgeprägtes System an Sozialwohnungen, auf der anderen gute Ausbildungs- und Aufstiegschancen. "Die Jungen, die kommen, sind nicht jene, die ein Haus geerbt haben", führt Ogris aus. Gleichzeitig zieht es Arrivierte und Wohlhabende, die es in der Hauptstadt zu etwas gebracht haben, in den Speckgürtel rund um Wien mit Haus und Garten. Diese Wähler wiederum bevorzugen die ÖVP, die am stärksten das Thema Wohlstandswahrung besetzt. Das wiederum stärkt die Vorherrschaft der Türkisen bzw. Schwarzen in Niederösterreich.
Wahlberechtigte nehmen ab
Ebenfalls migratorisch bedingt ist die Tatsache, dass die Zahl der Wahlberechtigten bei der Nationalratswahl in Wien tendenziell abnimmt - ganz im Gegensatz zum Bundestrend. Diese Entwicklung konnte auch das Jahr 2007 nicht wirklich bremsen, in dem das Wahlrecht ab dem 16. Lebensjahr eingeführt wurde. Das alles, obwohl die Bevölkerung eigentlich zunimmt. "Wien ist das Jugendzentrum Mittel- und Osteuropas", erklärt Ogris. Hinzu kommt die Migration aus anderen Ländern. Diese Menschen erhöhen zwar die Einwohnerzahl, sie dürfen aber nicht an der österreichischen Nationalratswahl teilnehmen. "70 Prozent des Reinigungspersonals haben kein Wahlrecht", erklärt Ogris.
Zur bevorstehenden Wien-Wahl erklärte Ogris, dass sie unter ähnlichen Vorzeichen stehe wie nach der Nationalratswahl im Jahr 2002. Auch damals befand sich die SPÖ in der Opposition, die FPÖ war implodiert, wovon besonders die ÖVP profitiert habe. Das erwartet Ogris auch bei der kommenden Wien-Wahl. In der auf 2002 folgenden Wien-Wahl 2005 kam die ÖVP übrigens auf knapp 19 Prozent. Ein Ergebnis, das auch den aktuellen Prognosen entspricht.
100 Jahre Wahlen~ Im Haus der Geschichte sind die Wahldaten aus 100 Jahren österreichischer Wahlgeschichte als interaktives Ausstellungsmodul bereits seit dem Vorjahr zu sehen. Gemeinsam mit dem Sora-Institut hat man die Daten inklusive Wählerströme nun online gestellt: https://hdgoe.at/wahlen und https://www.sora.at/wahlen