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Zuckermaus an Schurlyburly

Von Francesco Campagner

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Einst gab es Mister Udo Huber, der in Neonfarben gekleidet durch die Hitparade führte, während ein junges Disco-Publikum versuchte, auch ins Bild und damit in die große weite TV-Welt zu gelangen.

Heute steht Matthias Euler-Rolle alleine und unspektakulär gekleidet bei den "Ö3 Austria Top 40" (Samstag, ORF 1) im Studio und erteilt Benimm-dich-Regeln auf pseudo-coole Art ("Hier wird nicht

gegrüßt!!!"). Während Hitparadenstürmer wie Macy Gray und S Club 7 vorbeiflimmern, dürfen sich Zuseher mit Internet-Anschluss beim Chatten am Bildschirm verewigen. Der TV-Zuseher wird dadurch mit

früh- und spätpubertären Chat-Ergüssen verwöhnt. Der emotionale Wert macht den Reiz dieser Kurzzeit-Prosa aus. Wenn "Loverboy" mit "Zuckermaus" und "Fruchtzwergerl" verbal verkehrt, nimmt man als

unbeteiligter Mitleser automatisch an intimsten Lebensbeichten teil. Ein Diskurs à la:

"LadyDi": Bin schon fast 18! "@nton": Wo bin ich??

"Schurlyburly": Hi, Hi, Hi!!!

"Termin@tor": Schon wieder so ein blabla . . .

reizt dabei Auge und Hirn des Zusehers gleichermaßen. Zusätzlich werden in den Videos noch Sprechblasen-Infos zu den Künstlern dargeboten. Wer bei so viel optischen Reizen von der Musik nicht

wirklich etwas mitbekommen hat, braucht sich nicht zu kränken. Die darauffolgende "Ally McBeal" hat der ORF wahrscheinlich als Belohnung gleich nach der Hitparade angesetzt.