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Zuerst der Schaden, jetzt der Spott

Von Christian Mayr

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Anna Fenninger, etwas unfreiwillig zur Jeanne d’Arc des Wintersports emporgestiegen, kann sich nun endlich wieder ganz auf das konzentrieren, was sie wirklich gut kann: Skifahren. Nach einem Trainingslager in Neuseelands Winter geht die Vorbereitung auf den Ende Oktober in Sölden beginnenden Ski-Winter langsam Richtung Zielschuss. Und da ist es wichtig, endlich für ordentliche Verhältnisse zu sorgen und den Kopf von allem Belastenden frei zu bekommen - dachte wohl nicht nur sie, sondern auch ihr Arbeitgeber, der ÖSV. Nicht anders ist zu erklären, dass die oftmals dementierte und vor kurzem noch von Fenninger kategorisch ausgeschlossene Trennung von ihrem deutschen Manager Klaus Kärcher - nach den Werbevertragsstreitereien vom ÖSV zur Persona non grata erklärt - doch Realität wurde. Übrigens beiläufig kommuniziert in einem Facebook-Posting über ihren ersten Golf-Versuch, das Thema also bewusst herunterspielend. "Veränderungen gehören zum Leben", merkte sie trocken an. Somit endet also der letzte Akt eines die Medien beschäftigenden Sommertheaters, das zunächst als Palastrevolution gedeutet wurde, dann aber Richtung Schmierenkomödie abdriftete. Schon die Tatsache, dass die Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Schoß des ÖSV blieb - sportlich die für sie beste Variante -, trug ihr Häme in der revolutionslüsternen Internet-Gemeinde ein. Und jetzt noch die vom ÖSV forcierte Manager-Trennung, die ihr weiteren Facebook-Spott bescherte. Von "verlorener Glaubwürdigkeit" und "zu Kreuze kriechen" ist ebenso die Schreibe wie von ihrem "Versagen als sportliches Vorbild". Man sollte das nicht überbewerten - und genau darin liegt die Lehre im Fall Fenninger. Getrieben von einer unendlich scheinenden Internet-Fan-Masse hatte sich die Salzburgerin in eine Sackgasse manövriert, der sie nicht ohne Gesichtsverlust entkommen konnte. Gut, dass es für sie bald wieder um Hundertstel und nicht um Likes geht.